City of God

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Published

02.06.2003 00:00

Brasilien (2002) Regie: Fernando Meirelles Darsteller: Alexandre Rodrigues (Buscapé als Erwachsener), Leandro Firmino da Hora (Locke), Matheus Nachtergaele (Karotte), Luis Otávio (Buscapé als Kind), Phelipe Haagensen (Bené), Seu Jorge (Mane der Stecher), Jonathan Haagensen (Cabeleira), Douglas Silva (Löckchen), Alice Braga (Angelica) und viele Straßenkinder mehr Offizielle Homepage

Nach einer schweren Überschwemmung in den 60er Jahren, die viele Brasilianer obdachlos machte, erbaut die Regierung vor den Toren von Rio de Janeiro eine Siedlung für die Flüchtenden, genannt die “Stadt Gottes”. Hier wächst auch Buscapé auf, dessen Bruder Mitglied der “Wild Angels” ist, einer Bande von jugendlichen Banditen. Innerhalb dieser Bande mausert sich der junge und grausame Löckchen zum Anführer und übernimmt bald durch eine beispiellose Mordserie die Macht über den Drogenhandel in der City of God. Als einziger Kontrahent bleibt ihm nur noch Karotte; beide scharen reihenweise Kinder und Jugendliche um sich und bewaffnen diese, damit sie den Kampf für sie führen. Buscapé, inzwischen leidenschaftlicher Fotograph, soll für Locke Fotos schießen, doch damit steht auch er mitten in der Schusslinie der Banditen, aus der er sich eigentlich heraushalten wollte…

Dass es Kinder in Dritte-Welt-Ländern nicht gerade leicht haben, weiß man ja inzwischen. Aber “City of God” gibt dem Ganzen eine vollkommen neue Qualität. Gedreht nach einer authentischen Romanvorlage, beschreibt der Film in einer zweistündigen Spirale der Gewalt fast 20 Jahre der “Stadt Gottes” und seiner Herrscher, den Jugendgangs.

Was anfangs ein paar Jugendliche sind, die mit Pistolen rumspielen und immer mal einen LKW entführen um der Langweile zu entgehen, entwickelt sich mit dem unberechenbaren Locke zu einer ernst zu nehmenden Gefahr für alle. Denn mit der Ermordung der wichtigsten Drogenhändler hat Locke praktisch die Macht über das Viertel. Die Polizei wird geschmiert und sieht weg und Locke sorgt mit seiner locker sitzenden Pistole für “Ruhe”. Die anderen Kinder werden in den Drogenhandel eingebunden und schon früh an die Waffen gewöhnt - eine Kindheit wird ihnen nicht gegönnt. Durch diese Taktik entstehen Locke aber auch konkurierende Banden, die noch brutaler und noch mehr gestählt am Ende auch seinen Tod bedeuten werden - ohne jedoch den Wert des Lebens zu verstehen. Getötet wird aus nichtigen Gründen, jeder kleinste Anlass kann zum Streit und zum Schusswechsel führen. Kein angenehmer Ort um aufzuwachsen. Buscapé kann sich lange von diesen Auseinandersetzungen fern halten, doch am Ende wird gerade er davon profitieren und seine Karriere darauf aufbauen - auf den Fotos der Leiche von Locke. Doch in der “City of God” geht das Leben und Morden der Kinder weiter…

Der Regisseur wählt für seine schockierende Darstellung der drei Jahrzehnte in der Stadt Gottes einen Pseudorückblick des Hauptdarstellers Buscapé. Angefangen bei seiner Kindheit erzählt er neben Episoden aus seiner Erinnerung aber auch Ereignisse, bei denen er nicht anwesend war. Im Laufe des Filmes werden diese einzelnen Geschichten immer schneller geschnitten, zeitweilig bricht die Zeit aus ihrer Linearität aus oder werden Personen eingeführt, die später noch von Bedeutung sein werden. Doch den meisten der sehr vielen handelnden Charaktere ist kein langes Leben gegönnt; und die jetztigen Mörder werden schon bald die Opfer sein. Töten oder getötet werden, die Spirale aus Rache und Vergeltung dreht sich am Ende immer schneller - bis der Regisseur schließlich die Zuschauer zusammen mit dem “Helden” Buscapé aus der “City of God” entlässt, nicht ohne jedoch einen Ausblick auf die traurige Zukunft der verbleibenden Kinder zu werfen.

Fazit: Ein bewegender, sehr temporeich inszenierter Film über das Aufwachsen in einem Armenviertel Brasiliens. Schockierend angesichts der ständigen Bedrohung und Gewaltbereitschaft der Kinder; doch der schnelle Schnitt lässt viele Opfer zu schnell vergessen - im Kopf bleiben die ruhigen, umso drastischeren Szenen.