Hero

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Published

23.06.2003 00:00

China (2002) Regie: Zhang Yimou Darsteller: et Li (Namenlos), Tony Leung (Gebrochenes Schwert), Maggie Cheung (Fliegender Schnee), Donnie Yen (Himmel), Dao Ming Chen (König von Qin), Ziyi Zhang (Mond) und viele Komparsen Offizielle Homepage

Vor 2000 Jahren war China in sieben Königreiche aufgeteilt, die gegeneinander Krieg führten. Am erfolgreichsten erwies sich dabei der König von Qin, doch das letzte verbliebene Land schickt drei Attentäter aus, um den König in seinem Expansionsdrang zu stoppen. Nur in letzter Sekunde entgeht er dem Angriff dieser scheinbar unbesiegbaren Schwertkämpfer. Fortan bangt er um sein Leben und setzt eine hohe Belohnung für den Tod der Attentäter aus, um endlich wieder ruhig schlafen zu können. Doch als plötzlich ein namenloser Beamter auftaucht und als Beweise die Schwerter der Assasinen vorlegt, beginnt der König an der Wahrheit der Geschichte zu zweifeln - ist der Namenlose nicht vielmehr der letzte Versuch, ihn zu töten?

Dass China eine enorm lange Tradition und Kultur als das Reich hat, das es heute noch darstellt, sollte bekannt sein. Dementsprechend gibt es auch genug Mythen und Sagen um große Helden, und die Geschichte um den ersten Kaiser von China, der die sieben Königreiche vereinte und dann später die Große Mauer baute, wurde nun ausgewählt um als Handlung für den teuersten chinesischen Film aller Zeiten zu dienen.

Doch Hero ist mitnichten ein Historienschinken um das Erwachen eines großen Reiches. An Geschichte wird nicht viel mehr vermittelt als im Vor- und Abspann an Text über die Leinwand läuft; vielmehr konzentriert sich der Regisseur in einer einzigartigen Aneinanderreihung von farblich extrem gestylten Martial-Arts-Kämpfen, die jeglicher Schwerkraft und Realität trotzen, auf den letzten Versuch der drei Attentäter, den König von Qin unter die Erde zu bringen. Denn wer nachweisen kann, dass er diese grössten Kämpfer ihrer Zeit bezwungen hat, darf sich dem König bis auf 10 Schritte nähern - genau die Entfernung, die der Namenlose braucht, um seine Rache an dem König zu vollziehen, durch den seine Eltern den Tod fanden.

Dabei braucht es vier Episoden, bevor der Zuschauer endlich diese Wahrheit erfahren darf. Jeder diese einzelnen Teile wird in einer anderen Farbgebung dargestellt, der sich von Kostümen bis Raumgestaltung und Natur alles zu unterwerfen hat. Dabei kommen so eindrucksvolle Szenen wie der Kampf inmitten eines Meeres von gelben Laub oder einer Halle von fallenden grünen Vorhänden zustande. Ironischerweise wurde der Kampf auf dem Gebirgssee in den USA gedreht - hat das riesige China etwa nicht genügend geeignete Drehorte, um die eigene Geschichte darzustellen?

Doch trotz der beeindruckenden malerischen Bildfluten und der perfekten Musikuntermalung ermüden die endlosen Kämpfe nach einer gewissen Zeit, viel zu selten wird mal ein Storyhappen dazwischengeworfen um das Ganze etwas aufzulockern. Das mag genau wie die übertriebenen Kämpfe chinesische Tradition sein, wirkt jedoch auf mich als Europäer sehr befremdlich - uns fehlt vielleicht die fernöstliche Ruhe und Geduld, die sich auch in der Perfektionierung der Kalligraphie wiederfindet, welche ebenfalls im Film angesprochen wird. Auf der anderen Seite ist es aber auch vielleicht diese Ungeduld, die uns nicht wie Gebrochenes Schwert und Namenlos handeln und den Tyrannen ungeschoren davon kommen lässt. Denn irgendwie beschlich mich während des Vorstellung der Eindruck, dass dies ein geschickter chinesischer Propagandafilm ist mit dem Motto “Wir sind stärker wenn wir geschlossen hinter dem Führer stehen”! Doch ich möchte lieber Individuum statt einer von tausenden gleichen Diener eines Kaisers sein!

Fazit: Ein chinesisches Helden-Epos, erzählt in farblich durchgestylten Martial-Arts-Kämpfen, welches es jedoch an Story fehlen lässt und deshalb seine Längen hat - ungewohnte Kost für die westliche Zivilisation, aber nicht uninteressant!