Fluch der Karibik

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Published

04.09.2003 00:00

USA (2003) Regie: Gore Verbinski Darsteller: Johnny Depp (Captain Jack Sparrow), Keira Knightley (Elizabeth Swann), Orlando Bloom (Will Turner), Geoffrey Rush (Barbossa), Jonathan Pryce (Gouverneur Swann), Jack Davenport (Commodore Norrington) und andere verfluchte Piraten Offizielle Homepage

CAPTAIN Jack Sparrow hat mal wieder sein Schiff verloren und kommt deshalb nach Port Royal, um sich ein neues zu “besorgen”. Dumm nur, dass man ihn bald als Piraten erkennt und prompt ins Gefängnis wirft. Doch schon in der nächsten Nacht wird die Karibikinsel von dem verfluchten Captain Barbossa überfallen, der hinter einer Goldmünze her ist, die die Gouverneurstochter um den Hals trägt. Zusammen mit dem Schmied Will Turner, der der Sohn eines Piraten aus Barbossas Crew ist, macht sich Jack Sparrow auf, den verfluchten Kapitän zu verfolgen, denn dieser war einst sein erster Maat und ließ ihn nach einer Meuterei auf einer einsamen Insel zurück. Doch ehe Sparrow sein Schiff zurück bekommt, Will die Gouverneurstochter befreien kann und der 10 Jahre alte Fluch endlich gelöst wird passiert noch so einiges…

Wer auch immer behauptet dass das Piratengenre tot sei, der hat in den letzten 10 Jahren alle 4 Teile der genialen LucasArts-Adventure-Serie Monkey Island verpasst. Ich habe dies aber nicht - also bin ich gleich ins Kino gerannt und habe es nicht bereut. Captain Barbossa ist der leibhaftige LeChuck und Elizabeth eine richtige Elaine, so dass man eigentlich nur Guybrush vermisst - aber dafür hat der Film ja einen unvergleichlichen Johnny Depp!

Doch immer der Reihe nach. Der Film wirbt leider mit dem zweifelhaften Prädikat “von Jerry Bruckheimer produziert” und vergisst dabei zu erwähnen, dass Disney ihn finanziert hat. Ersteres hätte mich nämlich fast davon abgeschreckt, den Film zu sehen, denn Jerry Bruckheimers patriotische Kino-Ergüsse leben eigentlich nur von möglichst großen Explosionen und vergessen dabei schon mal die Story, während mich die Erwähnung von Disney wenigstens auf das schmalzige Ende vorbereitet hätte.

Doch man kann sich auch täuschen und so überrascht Fluch der Karibik mit einer zwar geradlinigen, aber dafür doch sehr komplexen Geschichte um einen alten Schatz, der mit einem Fluch belegt auf einer geheimnisvollen, scheinbar unauffindbaren Insel von der Crew des Captains Barbossa geborgen wurde. Seitdem sind die Piraten jedoch Untote, die von ihrer Sucht nach Reichtum und Zerstreuung getrieben wahllos alles in der Karibik plündern und doch niemals diese Sucht befriedigen können. Mit dem Aufheben des Fluches und dem Töten der Untoten (war der alte Turner nicht auch untot?) hat die Story zwar ein paar Logiklöcher und auch die eine oder andere Wendung erscheint nicht ganz schlüssig, doch dank der flüssigen Inszenierung bleibt einem nicht viel Zeit darüber nachzugrübeln, denn es geht wirklich zweieinhalb Stunden lang Schlag auf Schlag.

Genretypisch gibt es Fechtduelle, Seekämpfe, einen Überfall auf einen Hafen, Entführungen von Schiffen und Gouverneurstöchtern, gruftige Schatzhöhlen und was das Piratenherz sonst noch begehrt. Und in all dem drin steckt der verschrobene CAPTAIN Sparrow, dessen Rolle in der ganzen Geschichte erst nach und nach klar wird und der scheinbar als einziger immer weiß, was gerade gespielt wird.

Verkörpert wird er kongenial von Johnny Depp, der sich nicht hinter der herrlichen Maske versteckt sondern vielmehr mit dem unvergleichlichen Gang (Folgen des lebenslangen Rum-Saufens) und einer überaus komischen Mimik die an sich schon witzigen Dialoge noch aufwertet. Dabei sind die meisten Gags zwar keine Brüller, doch zum Lachen reicht es allemal. Neben ihm spielt Orlando Bloom seine Rolle routiniert, doch ist Jack Sparrow ein so einnehmender Charakter dass Will Turner daneben etwas untergeht. Die beiden anderen Hauptdarsteller können da schon eher in den Vordergrund treten. Keira Knightley kann es verkraften, dass das Drehbuch ihr manchmal nur die Rolle der braven Gouverneurstochter zugesteht, denn sie hat auch ihre starken Auftritte, wobei mir nur nicht so klar war wieso sie plötzlich beim Angriff des Piratenschiffs das Kommando zur Verteidigung übernimmt. Und Geoffrey Rush hat sichtbar Spaß beim Darstellen seiner Rolle des verschlagenen Piratenkapitäns, wenngleich auch er neben Jack Sparrow nicht mehr als einen Stichwortgeber spielt.

Leider kommt aus meiner Sicht das gruselige Element des Films mit der verfluchten Crew aus Untoten viel zu kurz. Schon zeitig in der Handlung wird der Bedrohung der Zahn gezogen indem die Skelettpiraten viel zu oft gezeigt werden. Das nimmt dem Zuschauer zum Einen die Angst und auf der anderen Seite werden die Computereffekte deutlich sichtbar - hier darf ILM ruhig noch etwas weiter an der Darstellung der Zombies arbeiten!

Fazit: Spannende Piratenaction vor der Kulisse der kolonialen Karibik - dieser Film unterhält trotz einiger Storyschwächen glänzend, was vor allem an dem herrlich aufgelegten Johnny Depp liegt. Also Segel setzen und ab ins Kino!