Findet Nemo

gesehen
Published

27.11.2003 00:00

USA (2003) Regie: Andrew Stanton Synchronstimmen: Marlin (Christian Tramitz), Dorie (Anke Engelke), Nemo (Domenic Redl), Crush (Udo Wachveitl), Hammer und Hart (Erkan und Stefan), Niels (Thomas Fritsch), Herr Rochen (Jean Pütz), Kahn (Martin Umbach), Puff (Michael Gahr), Bella (Sibylle Nicolai), Sushi (Claus Brockmeyer), Blubbel (Kai Taschner), Lee (und Luv) (Marina Köhler), Jacques (Frank Lenart), Cora (Claudia Lössl), Racker (Maxi Belle), Bruce (Thomas Albus), Zahnarzt (Willi Röbke), Darla (Geraldine Haacke-Guillaume), Kaul (Johannes Bachmann), Perle (Sophia Krois), Egon (Kevin Iannotta), Mondfisch (Walter von Hauff) und andere komische Fische Offizielle Homepage

Der Clownfisch Marlin ist außer sich: Sein einziger Sohn Nemo wurde auf einem Schulausflug von Menschen gefangen! Um ihn zu retten macht sich der eigentlich überängstliche Vater zusammen mit Dorie, einem Fisch ohne Kurzzeitgedächtnis, auf den langen Weg nach Sydney, wo der Sohn in einem Aquarium gefangen gehalten wird, und trifft dabei nicht nur auf drei vegetarisch lebende Haie. Währenddessen versucht Nemo seinerseits zusammen mit den anderen Insassen des Aquariums zu entkommen…

Die Zeichen sind unverkennbar: Die Zukunft des Zeichentrickfilms liegt eindeutig bei den Computer-generierten Animationsfilmen. Pixar, die Firma die mit dem “Renderman” auch das wichtigste Werkzeug für Computereffekte in Kinofilmen stellt, hat es in nur 8 Jahren geschafft, der (noch) Vertriebsmutter Disney den Rang abzulaufen und mit “Findet Nemo” nicht nur den erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten zu stellen (noch vor Shrek), sondern auch mehr Zuschauer anzulocken als “Der König der Löwen”, seineszeichens der bis dahin meistbesuchteste Zeichentrickfilm.

Aber was ist es nun genau, was diesen Film so erfolgreich macht? Sicherlich hat die mittlerweile schon sehr ausgereifte Technik einen großen Anteil. Denn bisher wurde noch nie eine Unterwasserwelt so überzeugend animiert. Das Licht erzeugt korrekte Reflexionen, die Pflanzen wiegen sich in der Strömung und die Fische schwimmen so wie wir das von ihnen erwarten. Klar mussten bei den Hauptcharakteren Einschnitte in Richtung Comic gemacht werden - die Augen sind groß und glubschäugig und die Mundöffnungen können fast bis zur Schwanzflosse verzogen werden, so dass auch die jüngeren Kinobesucher noch jede Emotion direkt vom Gesicht ablesen können. Was Pixar jedoch noch länger Probleme bereiten wird sind die Menschen, die auch nur in zeichentrickartig-vereinfachter Form vorkommen. Da “Findet Nemo” in Anbetracht der Zielgruppe aber lieber Animations- als Realfilm sein will, fällt diese Divergenz kaum auf.

Doch nur mit tollen Unterwasserbildern lockt man keine Kinder in die Kinosäle. Und so bietet “Findet Nemo” natürlich auch eine nicht allzu moralische, aber dafür spannende Story über Familienkonflikte, unfreiwillige Helden die über sich hinauswachsen und zum Schreien komische Nebenfiguren. Neben den (versuchsweise) vegetarischen Haien und dem traumatisierten Ausbrecher Khan ist vor allem Dorie, die Begleiterin Marlins, immer für einen Witz gut ist. Die Idee mit dem fehlenden Kurzzeitgedächtnis wird bis zum letzten ausgereizt (wenngleich manchmal nicht ganz klar ist was sie vergisst, behält oder auch nur abändert) und Anke Engelke trifft jedesmal den richtigen Ton zwischen Naivität und Verletzlichkeit - ein großes Lob an die Synchronisation!

Wie auch bei Shrek wird bewusst auf das (scheinbar veraltete) Element des Gesanges verzichtet, aber ein tolles Happy-End mit Beinahe-Katastrophe darf trotzdem nicht fehlen - “Findet Nemo” ist und bleibt ein Familienfilm. Für die älteren Semester gibt es auch ab und zu mal einen Gag, den die Kleinen nicht mitbekommen werden; aber mit dem Ausbruchsplan Khans erschöpfen sich auch schon die filmtechnischen Anspielungen.

Fazit: “Findet Nemo” ist eindeutig der Film für die ganze Familie zu Weihnachten: Eine spannende und lustige, wenngleich auch nicht allzu neuartige Story mit lauter liebenswerten Charakteren und eine tolle Grafik sollten alle Altersgruppen ansprechen. Wer sich allerdings tiefer auseinander setzen möchte mit einem Film und nicht bereit ist, für 100 Minuten mal wieder Kind zu sein, der schaue sich lieber erwachsenere Filme an.