Big Fish

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Published

17.04.2004 00:00

USA (2003) Regie: Tim Burton Darsteller: Ewan McGregor (Edward Bloom jung), Albert Finney (Edward Bloom alt), Billy Crudup (William Bloom), Jessica Lange (Sandy Bloom alt), Alison Lohman (Sandy Bloom jung), Steve Buscemi (Norther Winslow), Danny DeVito (Amos Calloway), Matthew McGrory (Karl), Helena Bonham Carter (Jenny / die Hexe), Robert Guillaume (Dr. Bennett), Marion Cotillard (Josephine), David Denman (Don Price), Ada Tai (Ping), Arlene Tai (Jing) und andere große und kleine Fische Offizielle Homepage

Edward Bloom ist ein Münchhausen wie er im Buche steht. Sein ganzes Leben erzählt er in pointierten, fantastisch angereicherten Geschichten - und jeder liebt ihn dafür. Nur sein Sohn Will kommt mit der Art seines Vaters nicht klar, denn er möchte wissen wer sein Vater wirklich ist und was hinter all den Erzählungen für ein Mensch steckt. Als Edward im Sterben liegt sieht Will seine Chance gekommen, endlich hinter die Wand aus Halb-Wahrheiten zu sehen…

Er ist zurück und hat (zum Glück) nichts verlernt: Tim Burton, der Regisseur der skurilsten und fantastischsten Filme Hollywoods (wie z.B. den ersten beiden “Batman”-Filmen, “Edward mit den Scherenhänden”, “Mars Attacks!” oder “Sleepy Hollow”) hat nach seinem künstlerischen Totalausfall Planet der Affen wieder auf den rechten Weg zurück gefunden und sich darauf besonnen was er am besten kann: Moderne Märchen mit witzig skurilen Akteuren zu erzählen.

Doch während bei seinen bisherigen Filmen meist alles in einer einzigen Welt spielte, in der nicht alle Gesetze der Realität zu gelten schienen, so erzählt er Big Fish aus verschiedenen subjektiven Sichten der Hauptdarsteller. Wie das Leben des kleinen Fisches Edward Bloom, der eigentlich ein großer Fisch sein wollte, wirklich war, erfährt der Zuschauer nur immer ganz kurz und in geringen Dosen - denn scheinbar hat sich nie etwas wirklich aufregendes ereignet im Leben des Vertreters. So sieht es jedenfalls sein Sohn Will, der auf Krampf das Leben seines Vaters entmystifizieren will. Denn gegen die Geschichten kann er nicht ankommen und hinter dem Ausspruch “Selbst in der Geschichte meiner Geburt bin ich nur eine Randanekdote” steckt ein handfester Vater-Sohn-Konflikt. Der Vater als ruheloser Reisender (der Teich war zu klein für den großen Fisch) war nie da, wenn der Sohn ihn brauchte, und so dichtet ihm jener eine zweite Familie und Affären mit anderen Frauen an - seine Sicht auf die Geschichten. Dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt (bzw. es sie gar nicht gibt und jeder Zuschauers sie auch anders sieht) ist dann auch die erwartete Lektion des Films, die der Sohn am Ende begreift und sich mit der Ansicht seines Vaters auf dessen Leben schließlich arrangiert.

Ein großer Unterschied zu Burtons bisherigen Werken ist die grundsätzliche Ausrichtung des Films. Es gibt zwar immer noch die skurilen Personen, überraschend fantastischen Situationen und die gewaltige Macht der gezeichneten Bilder (inklusive der gewohnt verschachtelten, manchmal schwer zu folgenden Inszenierung), doch ist die düstere, pessimistische Weltdarstellung diesmal einer farbenfrohen, positiven Ansicht gewichen. Das Ende ist diesmal wirklich ein Happy-End im Hollywood-Format und die Kritik werkelt mehr im Hintergrund und bricht nur selten offen vor. Das Dorf Spectre als Paradies auf Erden wird Opfer von Immobilienspekulanten (und zu fetten Bewohnern) und alle Welt fürchtet sich vor Fremden wie Karl dem Riesen, der Hexe Jenny oder Amos dem Werwolf - dabei ist es manchmal so einfach mit ihnen klar zu kommen. Loben muss ich am Ende aber auch noch die tolle Besetzungsliste und die erbrachten Darstellerleistungen - die Auftritte von Danny DeVito und Steve Buscemi haben mich besonders erfreut; vor allem ersterer hatte lange keine so gute Rolle mehr. So geht der Film keineswegs in der trickreichen Umsetzung unter und wirkt mehr menschlich als märchenhaft.

Fazit: Die “Auferstehung” Tim Burtons gestaltet sich als positives Märchen inklusive der gewohnten Skurilität und Fantasie, aber auch einer etwas unkoordinierten Erzählweise. Trotz der mir persönlich etwas fehlenden Düsterheit eine erfolgreiche Rückkehr - wirklich sehenswert!