Sky Captain and the World of Tomorrow

gesehen
Published

01.12.2004 00:00

USA/UK/Italien (2004) Regie: Kerry Conran Darsteller: Jude Law (Joe Sullivan), Gwyneth Paltrow (Polly Perkins), Giovanni Ribisi (Dex Dearborn), Angelina Jolie (Franky Cook), Michael Gambon (Morris Paley), Sir Laurence Olivier (Dr. Totenkopf), Ling Bai (Dr. Totenkopfs Gehilfin), Omid Djalili (Kaji), Trevor Baxter (Dr. Walter Jennings), Julian Curry (Dr. Jorge Vargas), Peter Law (Dr. Kessler) und andere animierte Charaktere Offizielle Homepage

New York wird von seltsamen, riesigen Maschinen angegriffen, die die Stromquellen der Stadt mitgehen lassen. Gleichzeitig verschwinden immer mehr Wissenschaftler, die vor dem ersten Weltkrieg zusammen in einem geheimen Berliner Labor forschten. Die Journalistin Polly Perkins und das Flieger-Ass Joe kommen dem geheimnisvollen Dr. Totenkopf auf die Spur, der in seiner geheimen Basis den Bau einer riesigen Rakete plant…

“Sky Captain and the World of Tomorrow” ist zumindest technisch innovativ, denn zum ersten Mal wurde ein Film fast vollständig ohne Kulissen nur vor blauen Leinwänden gedreht. Dies ist die scheinbar logische Folgerung aus Animationsfilmen wie Final Fantasy, in denen trotz der besten verfügbaren Technik gerade die handelnden Personen zu oft als das erkennbar waren, was sie sind: Animierte Figuren aus dem Rechner. Dass die Umgebung aber auch Einfluss auf die Leistungen der agierenden Schauspieler hat (nicht jeder hat die nötige Vorstellungskraft, sich seine Umgebung aus den Beschreibungen bildlich vorzustellen), merkt man “Sky Captain …” an einigen Stellen an. Da kann auch der recht talentierte Jude Law nichts daran ändern, an einigen Stellen im Film etwas verloren in der Gegend herumzuschauen. Die gute Gwyneth füllt ihre Rolle des Blondchens dagegen perfekt aus und Angelina Jolie hat eine so unbedeutende Nebenrolle, dass ihre Besetzung wohl nur für das Filmplakat gut war.

Dass bei einem derart technisch angehauchten Film die Story- und Charakterausarbeitung etwas vernachlässigt wird, sollte nicht allzu sehr verwundern. So sind die Figuren recht schablonenhaft gezeichnet, der Storybogen hat einige Ungereimtheiten (z.B. die verseuchte Kleidung in Shangri-La) und die Dialoge sind häufig zu vorhersehbar - dafür ziehen aber die Sticheleien zwischen den Hauptcharakteren, so dass man zumindest gut unterhalten wird. Dies ist auch die erste Parallele zu Steven Spielbergs “Indiana Jones”-Trilogie, die auf ähnlichen Ansätzen basiert. Beide Werke lassen die Zeit der klassischen Abenteuerfilme vor dem 2.Weltkrieg wieder auferstehen und benutzen zeitgemäß angepasste Varianten der Darstellungsmittel. So wiederholt sich in beiden Fällen die Verwendung exotisch-riesiger Kulissen und von Wegskizzen auf Karten als stilistisches Mittel zur Darstellung von langen Reisen. Hier spielt “Sky Captain …” seine technische Überlegenheit aus und präsentiert eine animierte Karte, auf der perspektivisch verzerrt das Flugzeug dem Ziel entgegenfliegt.

Der Hintergrund der Geschichte spiegelt ebenfalls die Zeichen der 20er Jahre wieder. Da vermischt sich der Glauben und das unbegrenzte Vertrauen an eine fantastische technologische Zukunft ohne Nebenwirkungen (Luftschifflandeplatz am Empire State Building, fliegende Flugzeugträger, riesige Roboter und Raketen, geniale Physiker) mit einer globalen, unterschwelligen Angst vor einer Kraft, die all dies zerstören könnte (manifestiert als Nazis in “Indiana Jones” und als Dr. Totenkopf hier). Allerdings werden auch Probleme leise angesprochen (atomare Strahlung) und Außenseiterfantasien aufgegriffen (Shangri-La). Der Film verbindet also die Fantasien und Ängste einer vergangenen Epoche zu einer ungewöhnlichen Mischung, die jedoch leider an vielen Details krankt. Zum Teil wird aus Story- und Design-Aspekten der Bogen etwas überspannt und so entstanden sinnleere Kulissen wie die Raketen-Arche, die innen komplett leer ist!

Neben der Geschichte wurde aber auch die Optik auf 30er Jahre getrimmt. Wie bei den ersten Farbfilmen kann von richtiger Colorierung keine Rede sein, der ganze Film ist mit einem Sepia-Schleier überzogen und teilweise recht grobkörnig aufgelöst. Die Schauspieler sind extrem geschminkt und schlecht beleuchtet (stark im Vordergrund und Zentrum, zur Seite und Tiefe hin nachlassend), um die damalige Drehtechnik so perfekt wie möglich zu imitieren. Das ist am Anfang zwar gewöhnungsbedürftig, jedoch wird bald klar, dass der Regisseur zumindest bei Schnitt und Erzähltempo auf aktuelle Konventionen Rücksicht genommen hat.

Kommen wir nun zur Umsetzung der Computereffekte, die in “Sky Captain …” einen Großteil des Filmes ausmachen. Generell ist trotz der mittlerweile großen Erfahrung Hollywoods mit digitalen Effekten zu bemerken, dass noch nicht alles realistisch dargestellt werden kann. “Sky Captain …” krankt überraschenderweise mehr an nichtlebenden Objekten, wie z.B. Autos und Häusern, denen einfach die Details und das richtige Verhalten (z.B. beim Eintauchen des Flugzeuges ins Wasser) fehlen um real zu wirken. Ansonsten gibt es aber durchaus Einstellungen, in denen man glatt vergisst, dass alles außer den Schauspielern animiert wurde (und auch nicht alle Personen im Film sind lebende Menschen!). Nur an der Integration der Darsteller in die digitalen Kulissen muss man noch mehr Feinarbeit investieren, da sieht man selbst als ungeübter Zuschauer öfters einmal, dass nicht alles synchron ist (z.B. auf dem klassischen Baumstamm über dem Abgrund). Auf jeden Fall bringt auch dieser Film die Technologie einen großen Schritt weiter und erweitert den Horizont der Möglichkeiten für kreative Regisseure - ermöglicht aber gleichzeitig auch Einschränkungen, wenn das Kopieren von Vorlagen immer einfacher und perfekter wird (und man auf das schnelle Geld aus ist wie momentan bei sehr vielen Fortsetzungen).

Fazit: “Sky Captain and the World of Tomorrow” ist zumindest technisch ein innovativer Film, der ansonsten eine Huldigung an die Abenteuerfilme der Vorkriegszeit darstellt und zumindest seinen Zweck als kurzweilige Unterhaltung sehr gut erfüllt. Viele kleine Mängel und eine schwache Story trüben jedoch den Genuss deutlich.