Der goldene Kompass
USA/UK (2007) Regie: Chris Weitz Darsteller: Dakota Blue Richards (Lyra Belacqua), Nicole Kidman (Marisa Coulter), Daniel Craig (Lord Asriel), Sam Elliott (Lee Scoresby), Ben Walker (Roger), Eva Green (Serafina Pekkala), Jim Carter (Lord John Faa), Simon McBurney (Fra Pavel) und einige Hexen, Eisbären und Dämonen Offizielle Homepage
Da lässt man sich einmal nur von Mundpropaganda leiten - und sitzt promt in einem Kinderfilm, dem alles fehlt: Ausgefeilte Charaktere, Spannung und eine interessante, originelle Geschichte.
Doch fangen wir von vorne an. Der Held des Films, Lyra Belacqua, ist ein zwölfjähriges Mädchen, welches in einer viktorianisch geprägten Parallelwelt ein Internat besucht. Die Parallelwelt zeichnet sich vor allem darin aus, dass die Seelen der Menschen in Form von Tieren, genannt Dämonen, ihren Besitzern zur Seite stehen, während ein allmächtiges Ministerium (Magisterium) die Geschicke von Menschen und Dämonen lenkt. Alles in dieser Welt scheint von der geheimen Materie namens Staub durchdrungen und beeinflusst, doch niemand weiß genau wie. Die Heldin ist Besitzerin eines Alethiometers, des titelgebenden goldenen Kompasses, der mit Hilfe des Staubes Antworten auf alle ihre Fragen geben kann. Auf der Suche nach einem entführten Freund aus dem Internat gerät das Mädchen nun zwischen die Fronten verschiedener Parteien wie den Gyptern, den Eisbären die ein eigenes Königreich besitzen und natürlich dem Magisterium…
Man sieht, der Autor der Vorlage hat viele Elemente bunt zusammengewürfelt, doch die erschaffene Welt ist oberflächlich und es fehlen einfach die Details, um sie glaubhaft und stimmig wirken zu lassen. In einem unglaublichen Tempo werden Distanzen bei noch so schlechtem Wetter zurückgelegt, während am Ende die Mitarbeiter eines Labors fünf Einstellungen in Folge durch immer denselben runden Gang rennen. Dies mag an der Regie oder dem Drehbuch liegen, dem Film tut diese schlampige Widersprüchlichkeit jedenfalls nicht gut.
Und dann sind da die Charaktere: Hauptakteurin Lyra ist noch nerviger als der junge Harry Potter. Auch ihr wollen alle helfen, doch sie hat zusätzlich ein so ausgeprägtes Selbstbewusstsein, dass der Begriff Heldin fast schon eine Untertreibung darstellt. Und natürlich trifft sie unterwegs ausschließlich auf Anführer ganzer Volksstämme, verhilft so nebenbei dem verbannten Eisbärenkönig auf den Thron und wird von der Hexenkönigin beschützt und den ganzen Film lang nur gelobt - wer bitteschön will so einen Charakter im Kino sehen? Langweiliger geht es nun wirklich nicht mehr. Den namhaften Nebendarstellern Nicole Kidman und Daniel Craig sieht man gleichfalls an, wie unterfordert sie doch mit ihren (Mini-)Rollen sind.
Dazu kommen so sinnlose Einfälle des Regisseurs wie fremdsprachige Charaktere, deren wenige Dialogzeilen untertitelt werden. Dies wirkt zum Einen befremdlich, weil die Eisbären alle die Sprache der Menschen sprechen, und zum Anderen wird es immer dann eingesetzt, wenn der Gesprächspartner sein Gegenüber trotz der Fremdsprache versteht. Dann muss man aber auch den Zuschauer nicht mit absolut überflüssigen Stilmitteln nerven.
Das einzig interessante Detail des Films sind die Dämonen. Warum sie bei Kindern noch die Gestalt wechseln können, was genau bei einer Trennung geschieht und was vor allem der Staub damit zu tun hat, der angeblich auch das Wechseln in eine andere Parallelwelt ermöglicht - dies wird alles nur angerissen und wahrscheinlich in Teil 2 & 3 geklärt. Diese werden nach dieser Katastrophe von Film aber ohne meinen Besuch auskommen müssen.