Das Ende der Privatsphäre - Der Weg in die Überwachungsgesellschaft

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27.01.2008 16:27

von Peter Schaar, erschienen bei C.Bertelsmann, ISBN 978-3-570-00993-2, 14,95€

Eigentlich wollte ich mir dieses Sachbuch unseres Bundesbeauftragten für Datenschutz gar nicht kaufen, da ich befürchtete, zu wenig Neues darin zu finden. Schließlich verfolge ich aktiv die verschiedenen Debatten um den Datenschutz von so wichtigen Projekten wie der Autobahnmaut, den biometrischen Ausweisdokumenten, Harz IV oder auch die in der IT-Branche viel diskutierten Themen RFID-Chips und Ubiquitous Computing. Kurz vor Weihnachten habe ich dann aber in einem spontanen Anfall von Kauflust doch zugegriffen und habe jetzt zumindest die Bestätigung, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.

Trotzdem stellt das Buch eine gute Bestandsaufnahme der aktuellen den Datenschutz betreffenden Diskussionsthemen dar. In ein paar Jahren werde ich dann vielleicht nachschlagen und beurteilen können, ob die optimistischen wie pessimistischen Prognosen sich erfüllt haben. Neben einer kurzen Einführung in das Thema Datenschutz und dem Überblick über öffentlich-staatliche und privatwirtschaftlichen Reibungspunkte gibt Peter Schaar auch einen Ausblick, wie die Chancen und Risiken der allumfassenden Informationsgesellschaft gelenkt werden können, um die Menschen vor negativen Auswirkungen zu schützen - denn wie er so schön schreibt:

Der Mensch ist Subjekt, nicht Objekt der Information.

Das Problem des Buches ist aber die Betriebsblindheid des Autoren. Selten nur kann er die mit dem fehlenden Datenschutz einhergehenden Konsequenzen dem Leser so verdeutlichen wie in dem Kapitel über die Schufa. Meist bleibt er zu abstrakt beim Zitieren der unzähligen Urteile des BGH, als dass das Ausmaß des Bedrohungsszenarios überhaupt ersichtlich wird und die effektiven Auswirkungen für den Bürger erkennbar werden.

Dafür fällt die Analyse der deutschen Datenschutz-Gesetzgebung sehr gelungen aus. So berichtet er von der Fragmentierung des Datenschutzrechtes bei gleichzeitigem Fehlen von Datenschutz-Bestimmungen in vielen Bereichen aufgrund mangelnder Initiative des Gesetzgebers und der Bindung an das Innenministerium mit seinen widerstrebenden Interessen.

Doch diese Analyse wird ebenso wie die Erklärung zur globalen Ethik des Datenschutzes nur wenigen Einfluss haben, denn wie Peter Schaar selber eingesteht: “sie finden […] außerhalb der engeren Datenschutzszene nicht allzu viel Beachtung”. Dies kann man auch auf dieses Buch übertragen - die meisten potentiellen Leser werden so viel Vorwissen mitbringen, dass die Lektüre eigentlich nicht mehr notwendig ist.

So bleibt nur das Fazit, dass man für sein Geld eine gelungene Bestandsaufnahme der aktuellen Datenschutzdebatte erwirbt, ohne aber viel Neues zu lesen zu bekommen. Für Neueinsteiger in die Thematik fehlt es jedoch an verständlichen Erklärungen der Konsequenzen, so dass das Zielpublikum dieser Publikation merklich eingeschränkt ist.