Nachtschicht - Ich habe Angst

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29.01.2008 23:51

Gestern abend habe ich mal wieder erfahren, dass die 17€ monatlichen Abgaben für das öffentlich-rechtliche Fernsehen doch eine lohnende Investition sind. Denn im ZDF lief eine neue Folge der ambitionierten Filmreihe Nachtschicht aus Hamburg. Nebem dem tollen Schauspielerensemble (u.a. Armin Rohde, Minh-Khai Phan-Thi, Barbara Auer, Matthias Brandt, Florian Lukas) überzeugte erneut die packende Inszenierung dicht an den gut ausgearbeiteten Charakteren, wenngleich die umschließende Klammer einer Nachtschicht diesmal weniger handlungsprägend war.

Mittelpunkt der gestrigen Folge war die Lehrerin Kiesewetter, die an einem Elternabend mit den Erziehungsberechtigten zweier Problemkinder sprach. Das eine Kind wurde geschlagen, das andere fiel durch wiederholten Waffenbesitz auf. Die Kommissare der Nachtschicht kreuzen diese Handlung zum ersten Mal, als sie Ramzi, den Vater des letzteren, festnehmen wollen, weil er eine illegale Schneiderei betreibt und dabei asiatische Einwanderinnen ausbeutet. Eggers, der Vater des geschlagenen Kindes, hat es dagegen auf die Lehrerin abgesehen, da er den Verdacht der Gewalt gegen seinen Sohn unbedingt aus der Welt schaffen muss um seinen Schwiegervater nicht zu verärgern. Er heuert deshalb den mittellosen Prokopp an, der der Lehrerin etwas “Angst” einjagen soll. Doch diese hat dem Sohn von Ramzi ein Springmesser abgenommen, dass dieser ausgerechnet bei Prokopp vorher erworben hat…

Es ist diese Intensität und Verknüpfung der verschiedenen Handlungsstränge, die die Nachtschicht-Episoden so fesselnd macht. Der Zuschauer mit seinem Wissensvorsprung ist immer nah an den Charakteren bei ihren Irrungen und Wirrungen auf dem Weg zur Wahrheit, denn diese sind fern von jeglicher Perfektion. Die beiden befreundeten Kommissare Erichsen und Teddy mit ihren kleinen Problemen in der Zusammenarbeit werden schließlich sogar das Happy-End verhindern und der Hauptkommissar kennt einige Leute aus dem Hamburger Kiez zu genau, um objektive Entscheidungen zu treffen. Prägen taten diese Episode jedoch am meisten die vier Frauencharaktere: Die Psychologin Brenner und die Lehrerin Kiesewetter sind beides starke Rollen, die zwei Ehefrauen dagegen haben sich ihren Männern ergeben. Die eine kompensiert dies mit dem eigenen Blumenladen, die andere sucht den Ausweg im Suizid, und aufgrund falscher Vorbilder und schwacher Mütter entwickeln sich die Kinder nicht wie die Eltern das wünschen. Aber auch die Lehrerin hat ihre schwachen Momente, wenn der Stress mit Schule und Lehrerkollegiat sie dazu treibt, eine Schülerin zu schlagen.

Es ist diese Mischung aus unvollkommenen Charakteren, der durch die Nachtaufnahmen geprägten düsteren Stimmung und dem perfekt passenden Soundtrack, die diese Serie zu einem Highlight im TV-Programm macht. Wer die anderen vier Teile noch nicht gesehen hat, der sollte auf Wiederholungen achten und unbedingt einschalten!