Rendezvous mit Rama

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02.08.2008 14:44

von Arthur C. Clarke, erschienen bei Bastei Lübbe, ISBN 978-3-404-24371-6, 8,95€

Science Fiction ist schon eine eigenartige Gattung in der Literatur. In ihr vereinen sich Märchen wie StarWars mit sozialkritischen, aus unserer Zeit herausgelösten Werken (1984) und es soll sogar Romane geben, die sich nur mit wissenschaftlichen Utopien beschäftigen und somit dem Namen alle Ehre machen. Ein Vertreter dieser Hard Science Fiction ist Rendezvous mit Rama, dessen Schwerpunkt auf der Spielerei mit den Elementen des Ersten Kontakts mit einer extraterrestrischen Zivilisation und der Umsetzung einer O’Neill-Kolonie liegt. Die Charaktere des Buches sind dagegen schwach gezeichnet und fern jeder Entwicklung; die Hauptperson ist eindeutig das fremde Raumschiff Rama.

Dieses tritt in einer nahen Zukunft in unser Sonnensystem ein mit Kurs auf die Sonne. Das Raumschiff Endeavour wird entsandt, um sich den zylinderförmigen Eindringling genauer anzusehen. Die Besatzung findet schnell einen Weg in das Innere von Rama und entdeckt dort eine eigenartige Hohlwelt mit atembarer Luft, einem runden Meer aus Eis und vor allem vielen Rätseln. So gibt es städteähnliche Konstrukte, die aus massiven Körpern ohne jede Öffnung bestehen und Furchen in dem gleichmäßigen Metallboden, deren Zweck sich erst bei Annäherung an die Sonne aufzeigt. Denn Rama “erwacht” plötzlich zum Leben: Die Furchen werden zu Lichtquellen, das Rundmeer schmilzt und seltsame biologische Roboter bevölkern die Oberfläche des Zylinders.

Erzählt wird diese erste Erkundung eines fremden Raumschiffs aus Sicht der Besatzungsmitglieder der Endeavour-Raumfähre. Dementsprechend gibt es auch keine Auflösung für die meisten Phänomene und Rätsel von Rama, sondern nur Vermutungen. Immer wieder gibt es auch kleine Spannungsböden, deren Auflösung jedoch meist sehr enttäuschend weil zutiefst logisch und wenig spektakulär verläuft. Wenn man die technischen Fähigkeiten und Mittel hätte, so eine Zylinderwelt zu konstruieren und über eine aberwitzige Zeitspanne durch den Raum zu schicken, dann würde man vermutlich auf dieselben Ideen kommen. Die eigentliche Intention der Erbauer von Rama und vor allem sie selber bleiben jedoch bis zum Ende im Unklaren.

Fazit: Rendezvous mit Rama ist eine Spielerei mit astronomischen Theorien und strotzt dementsprechend vor technischen Details. Zudem muss der Leser auf einen geordneten Spannungsbogen und ausgearbeitete Charaktere verzichten. Dafür bekommt man aber ein klassisches Werk der Science Fiction geliefert, welches dem Leser viel Interpretationsspielraum und eine faszinierende Utopie bietet. Mir hat der Roman sehr gut gefallen, doch ich bin auch mit den Werken Stanislaw Lems aufgewachsen. Man sollte also schon ein Faible für diese Gattung haben, doch dann kann ich es nur empfehlen.