Feuchtgebiete

gewesen
Published

05.12.2008 23:19

Ich gehe ja nicht oft ins Theater. Das Hallenser nt hat mich bisher nur zweimal gesehen, einmal zur Dreigroschenoper und zuletzt vor zwei Jahren zu Dinner for Six. Nun führte der Medienrummel um die Inszenierung von Charlotte Roches Ekelroman Feuchtgebiete dazu, dass sich eine größere Runde in meinem Freundeskreis fand und wir die sehr begehrten Karten für den letzten Samstag ergatterten.

Die Sitzplätze in der Werft waren mit Laken belegt, und wir sollten schnell herausfinden, warum. Auf der Bühne wird nämlich passend zum Thema ordentlich rumgesaut. Da werden mit Körperflüssigkeiten gefüllte Ballons zerdrückt, ganze Beutel voll mit Erde verteilt, auf dem Bühnenboden Teig geknetet und verschiedene Phallussymbole in Wassereimer gestoßen. Die Zuschauer der ersten Reihen haben den einen oder anderen Teil dieser Requisiten mit abbekommen. Aber auch wir auf den oberen Plätzen durften die Schauspieler aus nächster Nähe bewundern, als diese tanzend durch den Zuschauerraum zogen.

Auf der Bühne waren sieben gebärmutterförmige Wannen in den Boden eingelassen, in denen die nur mit übergroßen weißen Männerunterhosen bekleideten Darsteller das Stück begannen. Leider ist die Inszenierung sehr fragmentarisch, es gibt keine durchgehende Handlung und über den Inhalt der Vorlage bekommt man nicht viel mit. Schlimmer noch, weite Teile sind nur verständlich, wenn man das Buch bereits gelesen hat - und das habe ich nicht. So verkommt Feuchtgebiete zu einer puren Aneinanderreihung von bildhaften Interpretationen einzelner Textzeilen, die für mich in ihrer Zusammenstellung keinerlei Sinn ergaben und fragend zurückließen.

Viel Medienlärm um nichts also; ich kann das Stück definitiv nicht weiterempfehlen und bin mir weiterhin unsicher, ob meine Verehrung für Charlotte Roche ausreicht, ein Buch zu lesen, dessen Inhalt einige Grenzen meines Geschmacks überschreitet. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Theaterbesuch wieder erfolgreicher ausfällt.