Eldorado

gesehen
Published

28.05.2009 23:00

Belgien / Frankreich (2008) Regie: Bouli Lanners Darsteller: Bouli Lanners (Yvan), Fabrice Adde (Elie/Didier) und ein paar Amischlitten Offizielle Homepage

Belgien kann so schön sein. Aber es hat auch Schattenseiten, und ausgerechnet diese zeigt Regisseur und Hauptdarsteller Bouli Lanners dem Zuschauer ausgiebig. Man sieht verlassene Wohnwagenparks, heruntergekommene Dörfer, durch die schon seit Jahren kein Zug mehr fährt, nüchterne Betonbrücken und eine immer nur “die Stadt” genannte Industriemetropole, in der Penner parkende Autofahrer zu erpressen versuchen und Nutten und Drogendealer das Stadtbild domieren.

Schön ist der Film immer dann, wenn er während der Autofahrten oder Rasten die wallonische Landschaft mit weiten Feldern, grünen Hügeln und Wäldern und wilden Flüssen präsentiert. Nach einem reinigenden Regen sieht der schon genannte Wohnwagenpark gleich viel positiver aus, und dieses Bild der Säuberung durch Wasser wird ein ums andere Mal bemüht.

Denn in diesem Roadmovie hat eigentlich jeder Charakter eine Taufe nötig, die ihm ein neues Leben ermöglicht. Fahrer Yvan hat erst die Eltern und zuletzt seinen Bruder durch eine Überdosis verloren, ohne sich verabschieden zu können, und ist jetzt auf der Suche nach einem Inhalt für sein Leben. Dieses steigt unverhofft eines nachts in Form des Ex-Junkies Elie in sein Haus ein. Yvan nimmt sich des Jungen an und erklärt sich bereit, ihn zu seinen Eltern zu fahren. Auf dem Weg dahin lernen sie die skurilsten Menschen mit den seltsamsten Angewohnheiten kennen und lesen einen Hund auf, den seine Besitzer mit zusammengebundenen Beinen von einer Brücke geworfen haben. In Belgien scheint es keine normal tickenden Menschen zu geben.

Das Eldorado, das goldene Land, wird keiner der Charaktere erreichen - ganz im Gegenteil. Elies Elternhaus entpuppt sich als dieselbe Hölle, die ihn einst in die Drogenabhängigkeit trieb und nun wieder in sein altes Dasein in die “Stadt” zurückkehren lässt. Und Yvan der dachte, dass er dem jungen Mann nach der prägenden Reise vertrauen könnte, wird bitter von der Realität enttäuscht. Mit diesem deprimierende Ende wird man ratlos im Kino zurückgelassen und an den Beginn des Films erinnert, als ein auf der Wiese sitzender Mann sich als Jesus ausgab, der viel zu schlau ist, als sich öffentlich zu erkennen zu geben. Es sind vielleicht diese Ikonen, die den Menschen den rechten oder zumindest einen erstrebenswerten Weg weisen, die der Welt fehlen.

Fazit: Eldorado ist ein langsamer Roadmovie, der immer wieder sporadisch durch komische Elemente aufgeheitert wird, ansonsten aber Belgien von seiner schäbigsten Seite zeigt. Das ist an manchen Stellen starker Tobak, aber die vielen Momente, in denen sich der Film seinen verletzten Charakteren so sanft nähert, entschädigen für die spröde Inzenierung.