Bach und Friedrich der Große
Manchmal überschneiden sich zufällig Themen in gerade von mir konsumierten Büchern und Filmen. So geschehen mit Gödel, Escher, Bach (GEB) und Mein Name ist Bach. Beide nehmen sich dem Musikalischen Opfer an, einer Reihe von Kompositionen, die Bach dem jungen preußischen König Friedrich widmete, nachdem er ihn an seinem Hof von Sanssouci besuchte. Der musikalisch nicht untalentierte Monarch hatte seinem bereits über sechzig Jahre alten Gast, um dessen berühmtes Improvisationstalent zu testen, ein von ihm entworfenes Thema vorgespielt und wollte nun eine Fuge daraus abgeleitet haben.
So weit die Gemeinsamkeiten der beiden unterschiedlichen Werke. In GEB findet dieses Randereignis der Weltgeschichte Erwähnung, weil Bach aus dem königlichen Thema Fugen von sehr hoher Komplexität (sechs Stimmen) entwickelte, die sowohl seine ungeheure Kreativität wie auch Intelligenz aufzeigen. So hat ein Kanon die verwirrende Eigenschaft, nach in Tonarten aufsteigenden Modulationen plötzlich wieder in der Anfangstonart anzukommen, was der Autor als Ausgangspunkt nimmt, um sein Konzept der rekursiven Schleifen vorzustellen. Doch dazu später mehr in der Besprechung des Buches.
Der Film auf der anderen Seite erdichtet neben einer Vater-Sohn-Beziehung zwischen Bach und Friedrich auch eine Liebelei von Friedrichs Schwester Anna Amalie mit Bachs Sohn Friedemann, der mit ihm reiste. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt auf der dialoglastigen Ausarbeitung dieses Beziehungsgeflechtes und den daraus entstehenden Komplikationen, die schließlich zu einer Abreise von Bach und Sohn aus Potsdam führen.
Interessant ist der Film immer dann, wenn er seine Figuren in den geschichtlichen Kontext setzt, also zum Beispiel die Probleme von Friedrich mit seinem Vater thematisiert und damit seiner Persönlichkeit Hintergrund verleiht. Jürgen Vogel überzeugt in dieser Rolle, aber trotzdem wollen die beiden zentralen, fiktiven Beziehungen nicht so recht funktionieren, und da der Film darauf aufbaut, nützt auch die gute Ausstattung nichts. Witzig dagegen ist eine Szene mit Detlev Buck als Grenzbeamten, der Bach auf seinem Weg von Leipzig nach Preußen aufhält. Diese erinnert mit ihrer Darstellung der deutschen Kleinstaaterei fatal an die Reise von Gauß nach Berlin in Kehlmanns Die Vermessung der Welt.
(Wer den Film noch sehen möchte, hat heute nacht um 3:00 auf arte die Gelegenheit, die Wiederholung aufzunehmen.)