Portugal - Lissabon
Wer nach Portugal reist, sollte sich auch die Sieben-Hügel-Stadt am Rio Tejo anschauen. Nirgendwo sonst kann man so viel Geschichte und Sehenswürdigkeiten auf einem Fleck bewundern, und deshalb sollte man sich auch genügend Zeit für Lissabon nehmen. Wir hatten nur sechs Stunden zur Verfügung, die gereicht haben mich davon zu überzeugen, später noch einmal in die Stadt zurückzukehren.
Von der Algarve kommend mussten wir jedoch erst einmal das Alentejo überwinden, die dünnbesiedelte Heimat der Korkeichen. Mitten durch diese Hochebene führt eine mautpflichtige Autobahn, die aufgrund ihrer gesalzenen Preise (18€ für knapp 200km) kaum genutzt wird. Teilweise sind wir minutenlang gefahren, ohne ein anderes Auto zu sehen! Lissabon ist dazu das andere Extrem: Kleine Straßen, viele Autos und das ganz normale Verkehrschaos am Feierabend. Ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr ist daher unbedingt zu empfehlen.
Begonnen haben wir die Erkundung Lissabons im Alfama, dem ältesten Bezirk der Stadt. Hier siedelten schon die Römer (wo nicht?); an einigen Stellen werden Einblicke in die Ausgrabungen gewährt. Über dem Viertel thront das Castelo de Sao Jorge, von dem aus man einen tollen Blick über den Tejo und weite Teile der Stadt hat. Hinauf führen viele schmale Gassen und Treppen, an denen kleine Restaurants mit frischem Fisch dazu einladen, die Mittagsstunden zu verbringen. Typisch für die mediterranen Länder hängen die Portugiesen hier ihre Wäsche und Vogelkäfige noch vor den Fenstern der meist heruntergekommenen Häuser auf - der Diktator Salazar ließ einst die Mietpreise festschreiben, und Verträge aus dieser Zeit gelten noch heute, wodurch sich die Investitionsbereitschaft der Hausbesitzer in Grenzen hält.
Durch die engen Gassen fahren überraschenderweise auch Straßenbahnen; Eléctricos genannte alte Trams, die zwar sehr holpernd aber ohne Probleme die teilweise enormen Steigungen überwinden. Der Touristen-Linie 28 folgend kommt man in die Baixa genannte Unterstadt, die nach dem großen Erdbeben von 1755 am Reißbrett schachbrettartig neu entworfen wurde. Die entstandenen engen Gassen tragen mit ihren Einbahnstraßen deutlich zum Verkehrschaos bei, doch 1755 konnte noch niemand an die Bedürfnisse einer Großstadt im 21. Jahrhundert denken. Denen gerecht werden zumindest die ebenfalls hier zu findenden Boulevards und Einkaufsstraßen; doch fürs Shopping hatten wir keine Zeit.
Als nächstes stand das Bairro Alto auf dem Programm, das Viertel der Künstler und Partygänger. Technisch interessierte Touristen wie ich sollten auf jeden Fall die Elevadores abklappern. Dies sind Standseilbahnen, die die oft großen Höhenunterschiede zwischen den Vierteln überwinden helfen. Bekannt und oft besucht sind zum Beispiel der Elevador de Bica und der Elevador da Gloria, eine Ausnahme bildet aber der Elevador de Santa Justa, denn dieser ist ein Fahrstuhl. 45 Höhenmeter werden an einer Häuserfront überwunden, doch oben geht es zu ebener Erde an einer Kirchenruine (Igreja do Carmo) weiter. Leider war die Aussichtsplattform während unseres Besuches gesperrt, doch auch von dort hat man einen guten Überblick über das Baixa.
Zum Schluss des Städtetrips blieb noch Zeit, in den Stadtteil Belém an der Mündung des Tejo zu fahren. Dort befindet sich mit dem Hieronymuskloster die Ruhestätte von Vasco da Gama und der Torre de Belém und das Denkmal der Entdeckungen (Padrão dos Descobrimentos) erinnern an die glorreiche Seefahrervergangenheit der Portugiesen. Am Besten hat mir jedoch die Pastelaria Pasteis de Belém gefallen, in der man die extrem leckeren Pasteis de Nata bekommt.
Wer jetzt Lust auf Lissabon bekommen hat, sollte auf keinen Fall denselben Fehler wie wir machen und im Feierabendverkehr die Stadt verlassen wollen. Wir haben fast eine Stunde benötigt, um über die Ponte 25 de Abril die andere Seite des Tejo zu erreichen. Bei meinem nächsten Besuch werde ich mir eine Unterkunft in der Stadt suchen und Lissabon so entspannter erkunden - bis dahin halte ich mich an diesen Eindrücken fest.