The Limits of Control

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Published

07.12.2009 22:38

Selten erlaubt ein Film, ihn als das künstlich hergestellte Produkt wahrzunehmen, das er ist. In The Limits of Control hat der Zuschauer genügend Zeit, sich des Schnittes, der Einstellungen und des Sounddesigns bewusst zu werden, ohne durch viel Handlung oder gar Action abgelenkt zu werden.

Der Hauptcharakter flaniert durch die dialogreduzierte Geschichte wie durch die wunderbaren spanischen Schauplätze. Immer wieder trifft er auf Personen, mit denen er Streichholzschachteln mit codierten Texten austauscht, doch selten Worte. Am Ende dringt er in ein Treffen von Vertretern der Wirtschaft ein und tötet einen davon in dessen abgeschirmter Zuflucht.

Der Film besteht nur aus dieser Verkettung immer wiederkehrender Elemente. Der Auftragskiller schläft nicht, macht körperliche Übungen, setzt sich in ein Café und trinkt zwei kleine Café. Dann kommt eine Kontaktperson zu ihm an den Tisch, hält einen Monolog und gibt ihm eine neue Streichholzschachtel. Der Killer liest den Zettel darin, isst ihn auf und trinkt seinen Café. Und am nächsten Tag wiederholt sich diese Procedere in ähnlicher Form.

Ebenso verfolgen Dialogeinstiege und Redewendungen den Zuschauer den gesamten Film lang, doch Informationen werden so spärlich wie verschlüsselt gegeben, analog den Streichholzschachteln. The Limits of Control offenbart sich als ein Film über sich selber; die wenigen Dialoge sind auch auf den Film anwendbar. Dazu passt der Auftritt von Tilda Swinton, die ihre Rolle als Filmfan auslegt und über den Orson-Welles-Film Die Lady von Shanghai schwelgen darf - und eigentlich nur über The Limits of Control redet. Zitate als Selbstreflexion und einziger Zweck der Handlung? Wem dies noch nicht kryptisch genug ist, der sollte sich im Anschluss noch die Untitled Landscapes auf der Disc anschauen…

Jim Jarmusch hat mit The Limits of Control einen Film abgeliefert, der sich irgendwo zwischen Dead man und Ghost Dog einpendelt: Nicht ganz so schwer wie die elegische Westernreise von Johnny Depp, aber auch nicht so eingängig wie der Weg des Samurais. Ein wenig mehr Handlung hätte dem Film aber gut zu Gesicht gestanden - wem nicht der Sinn nach den sorgsam arrangierten Bildern und Dialogen steht, kann auch sehr gut nebenbei schlafen.