Mauritius - Der Süden der Insel

gewesen
Published

09.05.2011 23:48

Mauritius ist wie La Réunion vulkanischen Ursprungs, im Gegensatz zur Nachbarinsel gibt es jedoch keine aktiven Vulkane mehr. Trou aux Cerfs, der Krater eines toten Exemplars, kann in Curepipe besichtigt werden. Die Stadt hat sich inzwischen bis zu der auf der Kraterwand gelegenen Straße herangetastet, doch von oben gibt es einen schönen Ausblick über die Westküste und die 500m hoch gelegene Hochebene im Zentrum der Insel. Der im Kraterinneren gelegene See, einst namensgebende Trinkstelle für die Hirsche, war nach dem regenarmen Sommer jedoch komplett ausgetrocknet.

Weiter im Süden, an der Grenze zum Black River National Park, findet sich mit Grand Bassin ein weiterer Kratersee, der einst von einem hinduistischen Priester in seinem Traum gesehen wurde und sich seitdem zu einer großen Pilgerstätte entwickelt hat. Rund um den See verteilen sich Tempel und Opferschreine; besonders die Fische im See und die Affen der umliegenden Wälder leben gut von den den Göttern gewidmeten Opfergaben.

Einmal im Jahr, zum Fest des Maha Shivaratree, pilgert ein Großteil der hinduistischen Bevölkerung von Mauritius über dementsprechend breit angelegte Straßen zum Grand Bassin, um ihrem Gott Shiva zu huldigen. Eine über 30m hohe Bronzestatue verdeutlicht weithin sichtbar die Stellung des Gottes im indischen Glauben. Die Hindus sind jedoch so tolerant, ihre Heiligtümer auch den Touristen zu öffnen, die so der Ausübung ihres Glaubens beiwohnen können.

Direkt hinter Grand Bassin beginnt der Black River National Park. Hier findet sich ein Großteil der verbliebenen rund 20% Waldfläche der Insel. Einst war ganz Mauritius von Regenwald bedeckt, doch die Kolonialherren hatten es auf das nur langsam nachwachsende Ebenholz abgesehen und schufen mit dessen Abholzung Platz für die ausgedehnten Zuckerrohrplantagen, die heute fast 50% der Insel bedecken. Im Nationalpark liegt auch der mit 828m höchste Berg, der von verschiedenen Aussichtspunkten aus betrachtet oder gar erwandert werden kann.

Wer wie ich jedoch eine Tour gebucht hat, wird entlang der Touristenpfade weiter nach Chamarel geführt. Der winzige Ort ist berühmt für sein Naturschauspiel der siebenfarbigen Erde, die dank des Auswaschens von Basalten die übriggebliebenen Eisen- und Aluminiummischungen in verschiedenen Rot- und Blautönen leuchten lässt. Je nach Sonneneinstrahlung ergibt sich so ein beeindruckender Anblick, bei dem man schnell vergisst, dass man eigentlich keine Erde mehr vor sich sieht, sondern eine Ansammlung lebensfeindlicher Metalle, die jegliches Pflanzenwachstum unterbinden. Für den Eintritt bekommt man zusätzlich noch den Zwillingswasserfall von Chamarel zu sehen, an den man allerdings nicht näher herangekommt als es die zwei schattigen Aussichtspunkte erlauben - mückengeplagten Menschen wie mir empfehle ich, hier nur mit Mückenspray bewaffnet anzureisen.

Wie viele Attraktionen auf Mauritius ist auch das Gebiet der Terres des Sept Couleurs in privater Hand. Was die Franzosen einmal in ihren Besitz bekommen haben, geben sie so schnell nicht wieder her. Dies gilt für die Villen in Curepipe ebenso wie für die meisten Zuckerrohrplantagen. Umso erstaunlicher ist, dass die zur siebenfarbigen Erde führende Straße trotz der Einnahmen aus den Eintrittsgeldern in einem erbärmlichen Zustand ist verglichen mit dem öffentlichen Straßennetz. Letzteres verfügt sogar über eine Autobahn, die den Flughafen in Mahébourg mit der touristisch erschlossenen Westküste der Insel verbindet. Doch auch die Autobahn besitzt Ampeln und Kreisverkehre, die zur Rush Hour den Verkehr zum Erliegen bringen.

Bei dem schon erwähnten exzessiven Zuckerrohranbau verwundert es nicht, dass es auch verschiedenste Rumbrennereien auf der Insel gibt und Mauritianischer Rum ein beliebtes Souvenir ist. Da während meines Besuches die Saison der Zuckerrohrernte noch anstand, konnte ich in der Rhumerie de Chamarel leider nicht live der Herstellung beiwohnen, sondern mir den Prozess nur erklären lassen. Kostproben der verschieden Mixturen (Rum versetzt mit verschiedenen Likören von Café über Vanille bis Kokos) ließen mich aber darüber hinwegtrösten.

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