Fon Tok Kuen Fah

gesehen
Published

27.02.2012 23:01

Berlinale-Filmdatenblatt

Das asiatische Kino ist bekannt für seine Rachegeschichten; vor allem Hong Kong hat sich in dieser Disziplin hervorgetan. Nachdem ich 2011 eine epische japanische Variation des Themas sehen durfte, liefert dieses Jahr Thailand seinen Beitrag zum Genre ab.

Doch leider fällt dem Film nicht viel Neues ein; schon die Geschichte ist altbekannt: Der Polizist Tul, der sich mit einflussreichen Kriminellen anlegt, landet wegen eines angeblichen Mordes im Gefängnis. Dort nimmt er Kontakt mit einem Doktor Demon auf, der die Menschheit retten will, indem er das Böse aus der Welt entfernt. Anfangs sind Tul die Mittel des Doktors noch zu extrem, doch als seine Freundin ermordet wird, lässt er sich von ihm als Auftragskiller engagieren. Das läuft ein paar Mal gut, bis er bei einem Auftrag in eine Schießerei gerät und eine Kugel sich in seinen Kopf verirrt. Als er nach ein paar Monaten aus dem Koma aufwacht, sieht er plötzlich alles auf dem Kopf stehend. Diesen Schicksalsschlag nimmt er zum Anlass, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen - doch schneller als gedacht fallen seine Taten wieder auf ihn zurück…

Wenn ich eines Headshot nicht vorwerfen kann, dann dass er nicht versucht, dem Zuschauer genau das zu geben, was er von einem Film dieses Genres erwartet: Er hat eine mehrfach zeitlich verschachtelte Geschichte, einen wortkargen Helden, junge, hübsche Darsteller, etwas Gesellschaftskritik und einen arthousemäßigen Aufhänger mit der verdrehten Perspektive. Doch mit letzterem fängt das Problem schon an. Es wird einfach nichts gemacht aus dieser Idee: Sie hat keinerlei Einfluss auf die Handlung, wird nur einmal überhaupt angesprochen und leider auch optisch zu wenig ausgereizt. Dabei hat der Film eine hochstilisierte Optik, doch das scheint reiner Selbstzweck zu sein.

Ähnlich verschenkt wird die Story. Was hätte es Platz gegeben für Reflexionen über die thailändische Gesellschaft, die Rollen von Religion, Politik und Verbrechen und ihre Verstrickungen. Doch Headshot will zu clever sein, will seine Handlung nicht nur erzählen sondern auf verschiedenen Zeitebenen ineinanderfließen lassen, und wirkt deshalb ab der Hälfte des Films zu konstruiert und unglaubwürdig. Dass ich den meisten Figuren ihr Verhalten nicht abnehme, weil ihre Gespräche mehr auf Coolness als auf Realismus getrimmt sind und ihre Handlungen nicht nachvollziehen lassen, passt da gut ins Bild.

EIn Film der verschenkten Chancen also. Schön anzusehen, aber nur gut verpackte leichte Kost.