The Master

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Published

04.03.2013 22:45

USA (2012) Regie: Paul Thomas Anderson Darsteller: Joaquín Phoenix (Freddie Quell), Philip Seymour Hoffman (Lancaster Dodd), Amy Adams (Peggy Dodd), Laura Dern (Helen Sullivan) und andere Anhänger des Grundes Offizielle Homepage

Als Freddie Quell nach dem gewonnenen zweiten Weltkrieg aus dem Dienst der US Navy entlassen wird, weiß er nicht viel mit seinem Leben anzufangen. Seine Trinksucht und Schürzenjägerei führen dazu, dass er von einem Job in den nächsten stolpert, bis er fünf Jahre nach Kriegsende zufällig auf dem Schiff landet, auf dem Lancaster Dodd die Hochzeit seiner Tochter feiert.

Dodd ist der Autor eines Buches names The Cause, in welchem er die religiös-utopische Idee entwickelt hat, dass alle Probleme des Menschen in seinen vorherigen Inkarnationen begründet sind und darauf aufbauend über hypnotische Rückblicke in die Vergangenheit therapiert werden können. In Quell, einen Menschen voller Probleme, aufgegeben von der Gesellschaft, sieht er einen Schüler, den er den richtigen Weg weisen kann, und so nimmt er sich Freddy an.

Er führt Sitzungen mit ihm durch und nimmt ihn mit auf seinen Reisen. Irgenwie scheint Freddy ihn zu inspirieren, wenngleich jegliche Versuche scheitern, seinen Charakter zu bändigen. Aber auch Freddy ist von dem Master angezogen, voller Dankbarkeit, dass dieser bedingungslos zu ihm hält, obwohl Dodds Familie ihn bereits ob seiner Eskapaden abgeschrieben hat. Doch am Ende stellen sich Freddys Triebe als zu starke Belastung für die Beziehung zwischen den beiden starken und egomanischen Charakteren heraus…

Nach dem großartigen There will be blood war ich gespannt auf den neuen Film von Paul Thomas Anderson. Und bin ordentlich enttäuscht davon, was Anderson aus dem Duell zweier zu Hochform auflaufender Schauspieler - nicht zu vergessen Amy Adams als die Strippenzieherin hinter dem Charismatiker Dodd - am Ende gemacht hat. Der Film verweigert schlicht jegliche Entwicklung, sei es auf Handlungs- wie auf Charakterebene. Zudem hält er die Motivation seiner Figuren im Dunkeln und konzentriert sich stark, am Ende zu stark auf die gemeinsamen Szenen von Joaquín Phoenix und Philip Seymour Hoffman, die nur unterbrochen werden von den Ausbrüchen von Freddy Quell.

Am Ende der zweieinhalb Stunden ohne finalen Klimax ist es Freddy, der aufgrund der enttäuschten Erwartungen weiter in die Freiheit hinauszieht. Bis dahin bietet der im großformatigen 70mm gedrehte Film einige tolle Aufnahmen, allen voran die detailreichen Nahaufnahmen der Gesichter von Phoenix und Hoffman während ihrer Dialoge. Doch auch die eindrückliche Szene im Gefängnis, wo der aufgebrachte Quell die Toilette seiner Zelle zerlegt, während Dodd in seiner ganzen massiven Erscheinung seelenruhig danebensteht, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die ganze Zeit über immer nur dieselben Seiten der Charaktere zu sehen sind - und das allein trägt den Film nicht über die Zeit.

Irgendwann hatte ich mich einfach sattgesehen am Spiel der Schauspielgrößen, so dass mir die wenigen Szenen mit Amy Adams viel besser im Gedächtnis hängen geblieben sind, da sie dosiert eingesetzt wurden und nicht im Übermaß. Ich hätte mich gefreut über mehr Einblicke in die Charaktere wie in der Szene einer Dinnerparty, die zuerst aus Sicht von Dodd und danach in der Wahrnehmung von Quell dargestellt wird - wo alle Frauen plötzlich komplett nackt auftreten. Aber da der Film sich zu stark auf seine Schauspieler konzentriert und zu wenig auf das Erzählen einer Geschichte, erreicht er nicht die Qualität der vorherigen Werke von Paul Thomas Anderson.