Inside Llewyn Davies

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Published

05.12.2013 22:24

USA (2013) Regie: Joel & Ethan Coen Darsteller: Oscar Isaac (Llewyn Davis), Carey Mulligan (Jean), Justin Timberlake (Jim), Ethan Philipps (Mitch Gorfein), John Goodman (Roland Turner), Garrett Hedlund (Johnny Five), Jerry Grayson (Mel Novikoff), F. Murray Abraham (Bud Grossman) und eine Katze namens Ulysses Offizielle Homepage

Llewyn Davies ist ein mittelloser Folk-Musiker im New York der 60er Jahre. Er besitzt kaum etwas außer seiner Gitarre - nicht einmal eine eigene Wohnung - und schläft deshalb abwechselnd auf den Couches bei seiner Schwester, einem älteren Ehepaar der Upper West Side oder Freunden und Musikerkollegen im Greenwich Village, wo er auch Auftritte in einem kleinen Club hat. Sein ehemaliger Partner in einem Folk-Duo hat sich das Leben genommen und sein Produzent ist alt und verkalkt, so dass die Karriere auf der Stelle tritt. Dazu kommt, dass Llewyn keinen einfachen Charakter hat. Immer wieder eckt er bei Freunden wie Fremden an, weil er keine Kompromisse eingeht, vor allem nicht wenn es um seine Musik geht.

Llewyn Davies ist eine prototypische Coen-Figur: Ein gebrochener Verlierer und ein Stehaufmännchen, wie er im Buche steht. Bei dem “alles zu Scheiße wird, was er anfasst, als wäre er der idiotische Bruder von König Midas”, wie es die von ihm schwangere Jean formuliert. Und so ist es kein Wunder, dass die Coen-Brüder ihn auf eine Reise schicken, an deren Ende er wieder am Anfang steht, also nur im Kreis gelaufen und keinen Schritt voran gekommen ist.

Nur dass diese Reise im Gegensatz zu A Serious Man sehr unterhaltsam ist. Die Coen-Brüder zeigen nämlich nicht nur die akribische Detailfreude und Genrevariation, die ich von ihnen gewohnt bin, sondern auch eine Liebe zur Folkmusik, die den Film trägt.

Dazu kommen die vielen gut gezeichneten Nebencharaktere: Von Carey Mulligan über einen fülligen Justin Timberlake bis hin zur Coen-Stammkraft John Goodman geben sich die Stars die Klinke in die Hand. Niemand von ihnen hat Einfluss auf Llewyn, doch sind die episodenhaften Auftritte alle sehr unterhaltsam. Allein schon der extreme Charakter der Jean, die Llewyn ausschließlich mit Schimpftiraden überzieht, auf der Bühne aber die brave Schwiegertochter gibt und trotzdem immer Mitleid mit ihm zeigt.

Dazu hat das Setting die gewohnte Coen-Perfektion. Die Kamera könnte für meinen Geschmack etwas mehr Licht und Farben einfangen, doch die erzeugte Atmosphäre passt perfekt zur Grundstimmung des Film und zum New Yorker/Chicagoer Winter. Für die Musik wurde niemand geringeres als der Sänger von Mumford & Sons engagiert. Und dann hat der Film ja auch noch die Katze Ulyssus (sic!); damit muss man ihn einfach sehen!