Tyll
von Daniel Kehlmann, erschienen bei Rowohlt, ISBN 978-3498035679, 22,95€
Das Bernburger Schloss hat einen Bergfried, der aufgrund seines Vorkommens in einer Geschichte Eulenspiegelturm genannt wird. Als Kind war ich öfters da, so dass mich die Figur Till Eulenspiegel seitdem berührt. Daniel Kehlmann berührt sie weniger, denn er deutet sie anachronistisch um und degradiert sie zum verbindenden Element seines eigentlichen Themas, in Episoden erzählt: Dem 30jährigen Krieg.
Die Irrungen und Wirrungen dieses Krieges, genauso wie dessen Grausamkeiten und offenen historischen Fragen sind aufgrund der plastischen Charaktere durchaus faszinierend zu lesen.
Aber Tyll als Namensgeber fehlt dem Buch von der ersten Episode bis zur letzten; als Geist der hier oder dort mal auftaucht ist er auch als Idee verschenkt - vom Spiegel ganz zu schweigen. So bleibt Kehlmanns Roman nur eine weitere seiner postmodernen Spielereien, der ich zwar die lobenswerte Intention wider der aktuellen Kriegstreiberei anrechne, aber von der ich einfach mehr erwartet habe.