Before Midnight
Mit Before Midnight hat die Filmserie endlich eine Reife erlangt, die auch einen guten Film aus den vielen Versatzstücken macht.
Before Sunrise war ganz und gar von der Idee geprägt, dass sich zwei Menschen in nur einer Nacht, in einem einzigen langen Dialog, ineinander verlieben; in dem Wissen, dass sie nur diese eine gemeinsame Nacht haben. Romantische Vorstellungen von Liebe und Leben zweier junger hübscher Menschen trafen auf eine laue, warme Stadt Wien als passende Kulisse. Nicht alles, vor allem bei den ausufernden Dialogen, passte perfekt, aber die Grundidee ging auf.
Before Sunset war dazu die harte Landung auf dem Boden der Tatsachen. Gerade in der Stadt der Liebe, Paris, mussten sich die beiden wiedertreffen und eingestehen, dass nicht nur das vereinbarte Wiedersehen nicht stattgefunden hatte, sondern auch die Beziehungen der beiden samt und sonders gescheitert waren. Doch der Film findet erst spät zu diesen geplatzten Illusionen und Träumen (und einem optimistischen Ende), bis dahin versanden viele Dialogstränge (z.b. über die Erinnerungen an das erste Treffen), so dass dies für mich der schwächste Teil der Serie ist.
Before Midnight schließlich bricht mit einigen Ankerpunkten der bisherigen Serie. Es gibt keine Stadt mehr als Kulisse (dafür ein sommer-schwüles Griechenland mit passender antiker Dramatik), aber deutlich mehr Personen, die die beiden in der Mitte des Lebens stehenden Liebenden einrahmen (ein junges, ein gleichaltes, und ein älteres Pärchen). Es bleibt bei den langen Kamerafahrten vor den beiden Spazierenden, aber das große Finale findet dann in einem Hotelzimmer statt, wo sich beide alles an den Kopf werfen, was in ihrer Beziehung so schief läuft. Auch wenn man den beiden etwas mehr gewaltfreie Kommunikation wünscht, sind es doch sehr realistische, weniger aufgesetzt wirkende Dialoge als in den Vorgängerfilmen. So ist es eben nach Jahren in einer Beziehung, mit dem gesamten Ballast aus einem halben Leben und den noch nicht ganz abgeschriebenen Träumen; es ist Streit und harte Arbeit und nicht immer zufriedenstellend.
Vielleicht wirkt der Film auch gerade deshalb am stärksten auf mich, weil ich ihn im passenden eigenen Lebensabschnitt gesehen habe.