Ring Fit Adventure

gespielt
Published

21.03.2023 15:30

Ring Fit Adventure (RFA) ist entgegen seines Namens kein Adventure, sondern eine Kombination aus Fitnesstraining mit Pilatesring und RPG - im Stil eines JRPG, um genau zu sein, mit allem was dazugehört: Gegner in rundenbasierten Kämpfen überwinden, Erfahrungspunkte sammeln, damit Level für Level aufsteigen und immer stärker werden und mächtigere Übungen freischalten.

Der Pilatesring gehört zum Lieferumfang des Spiels. In ihn muss der rechte Switch-Controller eingeklinkt werden und misst darüber die Bewegungen und Druckstärke während der Übungen. Der linke Controller kommt in einen Beingurt und registriert u.a. die Laufbewegungen des Spielers.

Denn ohne Bewegung geht bei RFA gar nichts. Durch eigenes Laufen wird die Figur des Spielers auf vorgegebenen Pfaden durch Schlauchlevels bewegt. Ab und zu versperren Gegner den Weg; dann wechselt das Spiel für den Kampf in extra Arenen. Dort kann aus einer vorher festgelegten Anzahl von Übungen (Angriffen) ausgewählt werden, wobei es vier Angriffsschulen gibt (Bauch, Arme, Beine und Yoga) und es Angriffe für einen, drei oder fünf Gegner gibt. Ist der Gegner an der Reihe, gibt es eine Defensivtechnik, um den Schaden niedrig zu halten.

Zudem können mit Tränken kurzfristige Effekte bewirkt werden, wobei sich über die Spielzeit so viele fast gleich aussehende Rezepte im Inventar ansammeln, dass ich am Ende den Überblick verlor und komplett darauf verzichtete.

Weiterhin gibt es eine Art Fähigkeitenbaum zum Skillen, wobei effektiv nur ein paar Defensivfähigkeiten und Bonusse herausstechen, ansonsten gibt es weitere Übungen, mehr Herzen (Lebenspunkte) und weitere Übungsplätze.

Offensiv- und Defensivstärke lassen sich auch mit Bekleidung steigern. Oberteil, Hose und Schuhe (gerne auch als Set mit Bonus) finden sich entweder in Truhen oder bei Hanni und Manni, die in jeder Welt in der dazugehörigen Stadt den obligatorischen Laden mit immerhin wechselndem Angebot betreiben.

Bei den Gegnern und vielen Teilen der Levels wurde das Thema Fitnessstudio fantasievoll aufgegriffen: Der Spieler kämpft gegen Hanteln und andere Gewichte, Gymnastikbälle und fliegende Matten. Später müssen auch Tiere bezwungen werden, aber ingesamt wiederholen sich die Gegner schnell, darüber können auch Farbvariationen und blaue Auren nicht hinwegtäuschen.

Das gleiche gilt für die “Story”: Anfangs ist man noch fasziniert von dem sprechenden Ring-Controller, von den die vier Angriffsschulen repräsentierenden Zwischenbossen und natürlich dem Oberschurken Drako, einem Bodybuilder-Drachen.

Doch dann hat man ihn zum ersten Mal besiegt und muss mit anschauen, wie er einfach davon fliegt und alles von vorne beginnt. In insgesamt 22 Welten wiederholt sich dieses Schema in leichten Variationen, und nicht nur das: Auch die Levels selber haben nur wenige Variationen, bieten gerade einmal vier verschiedene optische Themen, und die Sidequests wiederholen sich in jeder Welt - dabei nötigt das Spiel einem auch noch, einige Levels zu wiederholen!

Als wäre die Hauptquest nicht schon eine einzige Wiederholung. Dazu kommt, dass diese “Handlung” konstant in Textboxen erzählt wird. Keine Textausgabe, keine Filmchen, die Präsentation ist mehr als karg: Manchmal soll man Personen durch Level folgen, die man dort aber nie sieht.

Zudem nervt, dass die Spielzeit nur zu 50% aus wirklicher Fitness besteht. Viel Zeit wird auf der Weltkarte, mit Ladebildschirmen, generell beim Warten auf das Spiel verbracht. Ich will gar nicht wissen, wieviele hundert Mal ich die Frage nach der Pulsmessung weggeklickt habe. Auch beim Starten und Beenden muss man sich durch dutzende Screens klicken, die zu 80% immer gleich sind.

Vor den Übungen kalibriert RFA die beiden Controller und die richtige Position des Spielers. Das kann teilweise richtig nervig werden, vor allem wenn RFA am Ende jedes Levels von neuem erklärt, wie die Abschlusspose funktioniert.

Zudem erkannte das Spiel trotz erfolgreicher Kalibrierung einige Übungen bei mir nicht richtig. Vor allem der Controller am Oberschenkel machte immer Probleme, so dass die Übungen, die bei richtiger Ausführung maximalen Schaden verursachen, anders als abgebildet ausgeführt werden mussten. Das kann bei einigen Übungen durchaus zu falschen Haltungen führen, was man nur bemerkt, wenn man die Übungen schon aus Trainings mit echten Lehrern kennt.

Am Ende ist Ring Fit Adventure ein Zwitter: Das Rollenspielsystem mit dem Sammeln von Erfahrungspunkten und Aufleveln ist unglaublich motivierend, um vor dem Fernseher Sportübungen zu machen. Aber gleichzeitig ist die Story und alles drumherum im Spiel so eintönig und besteht nur aus Wiederholungen, so dass die Langzeitmotivation darunter leidet. Nicht umsonst habe ich zwei Jahre benötigt, um das Spiel endlich durchzuspielen.