Babylon Berlin - Staffel 4

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Published

12.11.2023 23:55

Die vierte Staffel von Babylon Berlin macht nahtlos weiter mit all den Qualitäten und Problemen, die auch schon die vorherigen Jahre auszeichneten. Noch immer ist der hohe Production value direkt sichtbar - tolle Kostüme, tolle Kulissen, hoher Personaleinsatz. Diesmal wurde für den Soundtrack sogar Max Raabe verpflichtet, der seinen Ohrwurm “Ein Tag wie Gold” dann auch in zwei Episoden selber vorträgt.

Doch leider ist nicht alles aus einem Guss. Die in der neuen Berliner Straße im Filmpark Babylon gedrehten Szenen sehen anders aus als die restlichen Außenaufnahmen (ich liebe es, die Drehorte zu erraten). Die computer-generierten Effekte sind deutlich als solche ersichtlich. Und einige Kulissen wie die Pathologie oder Charlottes Zimmer wurden zwischen den Staffeln gewechselt - solche Details reißen mich immer wieder aus der sonst so aufwendig erzeugten Illusion eines Berlins der 20er/30er Jahre.

Nicht besser machen es Drehbuch, Continuity und Schnitt. Ich habe die Bücher von Volker Kutscher nicht gelesen und kann deshalb nicht einschätzen, wieviel die Serie von dort erbt. Es ist jedoch spannend, wie sie historische Ereignisse verarbeitet (diesmal u.a. der Stennes-Putsch) und die vielen handelnden Personen in den geschichtlichen Ablauf integriert. Besonders hat mir gefallen, wie die unteren Klassen und ihre Probleme dargestellt werden, wie schwer sie es gegen die Oberschicht haben und sich leider oft gegenseitig behindern.

Doch nicht alle Handlungsfäden der vierten Staffel haben mich wirklich interessiert. Der Seitenstrang um die Familie Nyssen war mir so etwas von egal. Gleichzeitig ist alles um Charlotte Ritter herum so unglaubwürdig, dass ich teilweise nur die Arme über den Kopf zusammenschlagen konnte.

Dazu kommt der Hang, durch Flashbacks ständig alles erneut zu erklären, was bereits vorher deutlich gezeigt wurde. Einzelne Plotelemente wiederholen sich regelmäßig (Gereon holt Charlotte aus etwas für sie wichtigem, damit sie etwas anderes wichtiges tut, was dann aber aus nichtigen Gründen plötzlich nicht mehr wichtig ist / sie bringt sich in Gefahr und er darf sie als knight in shining armour retten) und andere Szenen sind in inhaltlich falscher Reihenfolge montiert (der “Elektriker” in Böhms Büro) oder werden einfach nicht zu Ende erzählt (Böhm zurück mit Familie in der gemeinsamen Wohnung).

Viel Potential und viel Geld führen so am Ende leider nur zu etwas Mittelmäßigem. In den Quoten hat sich dies ebenso niedergeschlagen und fast wäre die Serie deshalb eingestellt worden. Die ARD scheint jedoch noch eine Staffel zu finanzieren und ich hoffe, dass Babylin Berlin diese letzte Chance nutzt - ich würde es ihr gönnen.