Orbital / Umlaufbahnen
von Samantha Harvey
Ich bin seit meiner Kindheit Fan von Science Fiction. Jetzt in meiner Lebensmitte muss ich zwar anerkennen, dass die Vorstellungskraft der Autoren sich schneller den unendlichen Weiten des Weltalls annahm als es die Entwicklung der bemannten Raumfahrt tut. Doch auch die ganz praktischen Umstände des Alltags im All wissen mich zu faszinieren, von denen Matthias Maurer neulich bei Inas Nacht so schön berichtete.
Samantha Harvey scheint es genauso zu gehen. Und sie hat sich ganz genau damit beschäftigt, wie das Leben auf der ISS abläuft und was das für Auswirkungen auf die Menschen hat. Ihre Gedanken springen dabei durch die Köpfe der sechs Besatzungsmitgliedern und schweifen von intimen Details der Crew bis zu hin zu Betrachtungen über die Menschheit und deren Antrieb, unseren Heimatplaneten und das gesamte Universum.
Dazwischen richtet sich der Blick immer wieder auf die einmal in 90 Minuten umrundete Erde, auf die auf den Orbits überflogenen Gebiete und einen Taifun, der die Philippinen überrollt, unbeeindruckt von der darüber gleitenden Raumstation.
So sehr ich die gut recherchierten Details und den kritischen Blick des Buches mag, so hat mich doch dessen Form gestört. Orbital fehlt es an einer Handlung; stattdessen wird sein Inhalt - nämlich die nach strengen Zeitplan arbeitenden, vom Tagesrhythmus auf der Erdoberfläche losgelösten Astronauten - auf die Kapitel übertragen, die nach den Orbits benannt sind. Die ähnlichen Beschreibungen der Tag-/Nacht-Wechsel begannen mich so trotz aller Wortgewalt zu langweilen.
Doch als Leser möchte ich über die Probleme der Astronauten lesen, aber nicht die psychischen Folgen der ewigen Repitation beim Lesen empfinden. Deshalb kann ich Orbital leider nicht weiterempfehlen.