Shrek 2

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Published

01.07.2004 00:00

USA (2004) Regie: Andrew Adamson, Kelly Asbury, Conrad Vernon Synchronstimmen: Shrek (Sascha Hehn/Mike Myers), Prinzessin Fiona (Esther Schweins/Cameron Diaz), Esel (Randolf Kronberg/Eddie Murphy), Der Gestiefelte Kater (Benno Fürmann/Antonio Banderas), König Harold (Thomas Danneberg/John Cleese), Königin Lillian (Marie-Luise Marjan/Julie Andrews), Die Gute Fee (Angelika Milster/Jennifer Saunders), Prinz Charming (Thomas Vogt/Rupert Everett), Pfefferkuchenmann (Santiago Ziesmer/Conrad Vernon), Die Böse Stiefschwester (Manfred “Bruce Willis” Lehmann/Larry King), Joan (Heike Spröttler/Joan Rivers), Pinocchio (Gerald Schaale/Cody Cameron), Wolf (Wolfgang Kühne/Aron Warner) und andere Märchenkarikaturen Offizielle Homepage

Nach der Hochzeit und den Flitterwochen werden Shrek und Fiona zu Hause von der Nachricht überrascht, dass der Brautvater ein Fest zu Ehren des Paares ausrichten will, um den Ehemann kennen zu lernen. Shrek hält es für keine gute Idee, seinen Sumpf zu verlassen, doch schließlich überredet ihn Fiona und so brechen die beiden zusammen mit Esel auf in das Königreich “Weit weit weg”. Dort stellt sich heraus, dass Fionas Vater einen Deal mit einer Guten Fee hatte, wonach deren Sohn die Prinzessin retten und dann als Ehemann das Königreich erben sollte. Leider kam Shrek dem zuvor und nun setzen der König und die Gute Fee alles daran, die Abmachung doch noch wahr werden zu lassen. Fionas Vater engagiert sogar einen Profikiller, der das Oger-Problem aus dem Weg schaffen soll: Den gestiefelte Kater…

Nach dem überraschend tollen ersten Teil (Shrek) war es selbstverständlich für mich, auch die Fortsetzung auf der großen Leinwand anzusehen (wobei diese mir im Cinemaxx doch reichlich unscharf erschien). Doch bevor ich jetzt meine Lobesrede starte, will ich noch kurz die Mankos erwähnen, die dem Film genau wie dem ersten Teil die Höchstwertung versagen.

Da wäre zum Ersten die Gute Fee. Als Charakter ja noch ganz passabel, wird sie leider dazu missbraucht ein Lied zu singen, welches jedem Disney-Streifen zu Ehren gereicht hätte; inklusive tanzenden Möbelstücken. Da diesem Lied auch jegliche Ironie abgeht wirkt es reichlich deplatziert, da noch im ersten Teil sehr sarkastisch mit diesem Element umgegangen wurde. Generell sind die Witze minimal harmloser geworden und auch die Bildsprache ist leider mehr realitätsgebunden (man erinnere sich an die Burg aus dem ersten Teil, mit der “der König wohl etwas kompensieren wollte”). Dies zieht sich durch bis hin zu der Geschichte: War im Vorgänger die Handlung noch selber stark an (wenige) Märchen angelehnt, so ist sie diesmal wenig märchenhaft (Schwiegereltern, Auftragskiller, etc.) und dient nur als Anlass für die Karikatur von einzelnen Märchenszenen.

Doch genug der Kritik! Ich habe mich anderthalb Stunden lang köstlich amüsiert, und das hat seinen Grund: Shrek ist die mit Abstand lustigste Komödie des Jahres. Dabei sollte man lieber von Parodie sprechen, denn wie schon im ersten Teil besteht der ganze Film aus einer Vielzahl von Anspielungen auf Märchen und Filme, die so geschickt in die Handlung eingebettet sind, dass sie bei Unkenntnis gar nicht auffallen oder sogar dann noch lustig sind. So wird z.B. der Ehering der Oger von Zwergen gegossen und fällt in einer fantastischen Kopie einer Herr der Ringe-Szene (im Gasthof zum tänzelnden Pony) auf den Ringfinger von Fiona. An einer anderen Stelle jagt der Gestiefelte Kater wie ein Frettchen unter Shreks Kleidung, nur um dann wie ein Alien aus der Brust hervorzustoßen.

Doch neben den Filmen wird zugleich die gesamte Branche und Hollywood selbst auf die Schippe genommen: Weit weit weg ist als Königreich eine einzige Kopie der Filmmetropole. Von dem Präsentieren der Stars (Fiona schwärmte für einen Sir Justin) auf roten Teppichen über die Villen und Autos (Pferdekutschen) der Schönen und Reichen (hier z.B. Aschenputtel und Dornröschen) bis hin zu Polizei-TV-Shows nimmt der Film alles aufs Korn, was ohne kritische Aussage zu parodieren ist. Viele Anspielungen verstecken sich in kleinen Details im Hintergrund, weshalb man auch bei erneutem Schauen noch weiteres entdecken kann.

Shrek wäre jedoch nicht Shrek, wenn die Märchen zu kurz kämen. Wieder einmal bevölkern Unmengen von Fabelwesen (Zitat: “in Grimms Namen!”) die Handlung, wobei sie jedoch meist auf einzelne Aspekte beschränkt bleiben (der Wolf liegt entweder als Großmutter im Bett oder darf sich seine Lunge aus dem Leib blasen) oder sich gänzlich anders als bekannt verhalten. Der Gestiefelte Kater ist deshalb ein Auftragskiller, der die Menschen mit seinen großen Katzenaugen täuscht (“Ist er nicht niedlich? Und schau dir die süßen Stiefelchen an…”) und ansonsten mit Latinocharme die Frauen betört (in diesem Zusammenhang würde ich trotz der sehr gelungenen deutschen Synchro gern einmal das englische Original hören - da leiht nämlich Antonio Banderas dem Kater seine Stimme). Die Gute Fee dagegen ist eine knallhart kalkulierende Geschäftsfrau, die unbedingt ihren Sohn auf dem Thron sehen will und deshalb vor keiner Manipulation zurückschreckt. Trotz aller (z.T. nicht ganz jugendfreier) Anspielungen ist Shrek 2 aber auch weiterhin ein Familienfilm, denn auch für die Kleinen gibt es genügend zu lachen und alles Anzügliche ist so geschickt versteckt, dass sie es gar nicht bemerken werden!

Bleibt nur noch einen kurzen Blick auf den Stand der Technik zu werfen. Sehr viel hat sich in den letzten 3 Jahren seit dem ersten Teil nicht getan, offenbar wurde mehr an Details gearbeitet. Die bisher schon hervorragende Animation von Haaren wurde noch verbessert (am deutlichsten am Fell des Esels zu sehen) und auch der Wald kommt nun realistischer daher. Doch leider wurde, wie oben schon erwähnt, weniger fantasievoll gearbeitet, so dass es scheint dass die ideenreichen Kulissen im Vorgänger dem mangelnden Vertrauen in die eigene Technik geschuldet waren. Schade, gerade das war für mich ein dicker Pluspunkt gegenüber den Pixar-Studios.

Fazit: Shrek 2 ist eine hervorragende Fortsetzung, die wohl in allen Alterskategorien die Besucher sehr gut unterhält. Anspielungen über Anspielungen wollen entdeckt werden und dabei fällt es auch kaum auf, dass dem Film etwas der Ideenreichtum des Vorgängers abgeht.