(T)Raumschiff Surprise - Periode 1
Deutschland (2004) Regie: Michael Herbig Darsteller: Michael Herbig (Mr. Spuck), Christian Tramitz (Captain Kork), Rick Kavanian (Schrotty / Lord Jens Maul / Pulle), Anja Kling (Königin Metapha), Til Schweiger (Rock Fertig-Aus), Sky Dumont (William der Letzte, Santa Maria), Christoph Maria Herbst, Anton Figl (Mr. Popowitsch), Maverick Queck (Mr. Nasi), Hans-Michael Rehberg (Regulator Rogul), Gerd Rigauer (Senator), Reiner Schöne (Senator), Jumbo Schreiner (Der böse Ritter), Andreas Seifert (Marstruppenkommandant), Stacia Widmer (Bora Bora), Hans Peter Hallwachs, Diana Herold, Michael Rossié und andere Weltraumtunten… Offizielle Homepage
Durch die Landung eines Ufos am 22.04.2004 in Roswell, USA, erhält die Menschheit die nötige Technologie um eine Kolonie auf dem Mars zu gründen. Dies führt 300 Jahre später dazu, dass genau diese Kolonisten unter Führung des Regulators Rogul die Erde angreifen und fast die gesamte Flotte vernichten. Nur die Surprise bleibt verschont, da sich ihre Crew gerade auf den “Miss Waikiki”-Wettbewerb vorbereitet. Nun liegt es an Captain Cork, Mr. Spuck und Schrotty, in die Vergangenheit zurückzureisen und die Landung des Ufos zu verhindern, um das Überleben der Erde zu sichern…
Drei Jahre nach Der Schuh des Manitu tritt Bully nun an, um die Besucherzahlen des erfolgreichsten deutschen Filmes nach dem zweiten Weltkrieg noch zu toppen. Begleitet wird dieses mediale Ereignis durch Werbung auf allen Kanälen, Product Placement inklusive weiterer Werbung und diversen Making-Ofs und Bullyparaden-Wiederholungen - was leider dazu führt, dass dem Besucher der Großteil der Szenen schon vor dem Kinobesuch bekannt ist und viele Witze deshalb nicht mehr ziehen.
Auch wirkt der Film leider so, als wäre den Autoren (u.a. Bully und Rick Kavanian) das Drehbuch nicht so flüssig von der Hand gelaufen wie noch beim Schuh des Manitu, wo sie das Thema selber festlegten (und nicht vom Zuschauer vorgeschrieben bekamen). So fehlt dem Film etwas der rote Faden und er wirkt eher wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Sketchen, was auch die vielen unterscheidlichen Handlungsorte verdeutlichen (Zukunft, Mittelalter, Wilder Westen und Gegenwart). Da gingen den Autoren wohl die Ideen aus, einen gesamten Film nur als Science-Fiction-Persiflage zu konzipieren.
Was in kurzen Episoden in der Bullyparade sehr gut funktionierte, muss leider nicht immer auch in Filmlänge überzeugen - so war Winnetouch als einzelner schwuler Charakter (im Sinne von tuntig) im Schuh des Manitu noch recht witzig, aber eine gesamte Raumschiff-Besatzung dieser Machart ist auf Dauer einfach nur nervig. Dies erkannte Bully aber zum Glück selber und stellte Mr. Spuck und Captain Cork neben der Königin und Rock auch noch Jens Maul an die Seite, die oft genug für Ablenkung sorgen.
Da sind wir auch schon bei den Charakteren. Während die Besatzung der Surprise die ganze Zeit über das macht, was der Zuschauer beim Voten für das (T)raumschiff von ihr erwartete (und deshalb Christian Tramitz leider nur einen Bruchteil seinen komödiantischen Talentes zeigen kann), stechen natürlich die neuen Rollen besonders hervor. Til Schweiger spielt dabei routiniert den coolen Typen als eine Mischung aus Han Solo und Bruce Willis Charakter aus “Das fünfte Element” und hat offensichtlich kein Problem damit, Klischees eigener Rollen zu parodieren (was besonders bei der Auto-Wasch-Szene hervorragend gelingt). Anja Klings Rolle als Königin Methapha wird dagegen erst dann interessant, als die Handlung ins Mittelalter wechselt und man plötzlich glaubt, Prinzessin Fiona aus Shrek (1 + 2) in echt vor sich zu haben - trotzdem sind ihr nur wenige gute Szenen gegönnt.
Ein Highlight des Films ist jedoch auf jeden Fall Rick Kavanian, der nicht nur als Schrotty und fast bis zur Unkenntlichkeit maskiert als Pulle auftritt, sondern auch Jens Maul verkörpert, der mit Mimik und den wohl seltsamsten Geräuschen, die man mit dem Mund erzeugen kann, den Kinosaal zum Lachen bringt. Zu guter Letzt tritt neben dem fast schon obligatorischen Christoph Maria Herbst auch Sky Dumont wieder auf, wobei seine neue Rolle als William der Letzte auch aufgrund der recht kurzen Szenen bei weitem nicht an die des Santa Maria heranreicht.
Doch trotz der vielen Kritik ist (T)raumschiff Surprise immer noch ein sehr witziger Film und vor allem eine Parodie. So greift man nicht nur wie erwartet Elemente aus StarTrek (die meisten Gags sind leider schon bekannt) und StarWars (Männerchor, “Jens, ich bin Dein Vater…”, Laserpeitsche etc.) auf, sondern verulkt auch “Das fünfte Element”, “Ritter aus Leidenschaft”, “Zurück in die Zukunft” und “Akte X”, um nur einige zu nennen. Bully versucht dabei als Regisseur gekonnt, das Flair (also die Schnitte, Einstellungen und Farbgebung) der Originale einzufangen und kann es sogar wagen, die wohl teuersten Effekte, die jemals für einen deutschen Film produziert wurden, aufzubieten.
Doch genau da verbirgt sich wieder eine Schwäche des Films: Die Effekte verkommen meistens als bloße Kopien der Originale. Zwar hat die Surprise Phallus-Form, doch ansonsten fehlt dem digitalen Nachbau jegliche Fantasie, die das Original aus der Bullyparade noch auszeichnete. Hier zeigt sich der Unterschied, ob die Drehbuchschreiber noch selber an den Kulissen herumschrauben wie in der Fernsehserie oder die Aufgabe als Auftrag vergeben - zumindest bei den CGI-Effekten hatte Bully wohl zu wenig Einfluss, um den sehr professionell aussehenden Weltraumschlachten noch die nötigen Details zu verpassen.
Fazit: Unter der hohen Erwartungshaltung nach dem Schuh des Manitu und der momentanen, allgegenwärtigen medialen Präsenz leidet leider der Genuss und damit auch die Bewertung des Filmes. Aus diesem Grund treten auch die Schwachpunkte deutlicher hervor und ermöglichen dem (T)raumschiff trotz guter Unterhaltung keine hohe Bewertung.