42 x Popkultur

gedacht
Published

09.03.2023 21:48

Jetzt bin ich inzwischen 42 Jahre alt und habe trotzdem die Antwort auf alle Fragen des Universums noch nicht gefunden. Doch der Blog-Artikel 40 kulturelle Produkte, die mein Leben geprägt haben von Alexander Matzkeit hat mich inspiriert darüber nachzudenken, welche Medien mich stark beeinflusst haben. Herausgekommen ist nun eine am Alter orientierte Liste von 42 wichtigen Einflüssen, die zwar keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, aber ein gutes Bild von meiner (fortwährenden) popkulturellen Sozialisierung zeichnet in den sich wunderbar gegenseitig beeinflussenden Räumen von Text, Bild und Ton.

Mosaik

Meine ersten Comics waren die Abrafaxe, das einzige Comic der DDR, für das mein Vater Monat für Monat am Kiosk anstand. Vielleicht hätte ich ohne Mosaik nie selber mit dem Comic-Zeichnen angefangen, aber unabhängig davon war für mich schnell klar: Bild und Text gehören zusammen, ob nun statisch wie in Comics oder als bewegte Bilder im Film.

Stanislaw Lem

Die Bücher von Lem standen in der Familienbibliothek, und als ich anfing, alles mit Buchstaben zu verschlingen, entstand meine Liebe zur Science Fiction. Der Weltraum als Sehnsuchtsraum voller Gefahren und Rätsel, mal tragisch mal komisch mal philosophisch - Lem konnte es alles.

Karl May

Indianer und Cowboys zu spielen war beliebt in der DDR. Es gab Spielfiguren, Kostüme, und es gab später neben den May-Verfilmungen auch seine Bücher wieder in Neuauflagen. Als Ostkind war der Wilde Westen für mich genauso weit weg und genauso fantastisch wie der Weltraum, und nach der Wende verschlang ich alles, was ich von Karl May in die Hände bekam. Vermutlich hat dies meinen Gerechtigkeitssinn mit geprägt.

Lyonel Feininger

Mein Vater war als Bauingenieur stark am Bauhaus interessiert, bei uns hing ein Kandinsky in der Wohnung. Zudem hatte Feininiger in Halle gewirkt, und so landete nach einem Ausstellungsbesuch auch ein Feininger-Bild als Plakat an meiner Kinderzimmerwand. Seine abstrakten Abbildungen haben meinen Bildgeschmack geprägt, und dass Feininger mit Comics angefangen hat war ein netter Fakt, den ich allerdings erst spät lernte.

Star Trek The next generation

Ich weiß es noch wie heute - die Wende war gekommen und wir versuchten, das ZDF über Antenne zu empfangen. Zwischen all dem Grisseln war irgendwie die Brücke der Enterprise zu erkennen, und als Science Fiction Fan übte die Serie einen seltsamen Bann auf mich aus. Später sollte sie mich durch die letzten Schuljahre begleiten; in ihrer Weltoffenheit und positiven Zukunftsvision gepaart mit guten Drehbüchern ist sie mein Alltime-Favorite im Genre.

Die Simpsons

Anfang 1991 lief im ZDF eine Serie an, der wohl niemand zugetraut hat, 2023 immer noch mit neuen Episoden im Fernsehen zu laufen. Selbst ich nicht, der ich sofort Fan der überdrehten Zeichentrick-Familie wurde. Bis Staffel 7 wussten sich die Simpsons zu immer irrwitzigeren Höhen aufzuschwingen, seitdem ist sie etwas in den selbstgeschaffenen Grenzen erstarrt, selbst wenn 2007 noch der Sprung auf die große Leinwand gelang.

Super Mario Bros

Damit fing alles an. Meine erste Konsole, das NES; mein erstes Spiel, Super Mario Bros 1. Seitdem zocke ich Computerspiele, und noch heute könnte ich vermutlich blind das Game durchspielen, so oft habe ich es wiederholt.

Agathe Christie

Nachdem mich die Aussicht, einen Sommer lang Gamegear zu spielen, dazu verleitet hat, Mitglied einer Kinder-/Jugend-Bibliothek zu werden, fand ich bald heraus, dass ich großer Krimi-Fan bin. Sherlock Holmes, Maigret, alles von Agathe Christie - ich habe sie verschlungen. Christies Stil hatte sich dabei noch am Besten über die Jahre gehalten, wobei Miss Marple mein Favorit wurde - als Buch und auch in den sympathischen Verfilmungen mit Margaret Rutherford.

Franquin

In der Bibliothek gab es auch eine gut ausgestattete Comic-Ecke - zumindest was die franko-belgische Schiene angeht. Und so habe ich bald die Spirou-Serie für mich entdeckt und mit ihr Franquin, dessen Gaston ich ebenso verschlungen habe. Ich mag seinen Zeichenstil über alles und habe sogar (vergeblich) versucht, ihn in meinen eigenen Comics zu imitieren.

Don Rosa

Auch wenn er inhaltlich ständig Carl Barks zitiert hat, sein Zeichenstil war im Disney-Konzern einmalig und eigenständig; Sein Leben, seine Milliarden ist inzwischen ein Klassiker. Ich habe mit meiner Oma die Flohmärkte durchstöbert nach allen Micky-Maus-Ausgaben mit Geschichten von ihm. Gerade der Bildwitz hat mich inspiriert und wenn mich Franquin zum Kopieren brachte, dann Don Rosa dazu, Enten-Figuren zu zeichnen. (Honorable Mention: Ich bin auch ein Duck Tales Fan, sowohl vom Original als auch der Neuauflage)

Powerplay

Wenn man mit spärlichem Taschengeld nicht alle gewünschten Videospiele kaufen kann, dann kann man zumindest darüber lesen. Und so las ich fleißig die Ausgaben der Powerplay in der Bücherei und träumte davon, all die Spiele selber zu zocken oder gar eigene zu entwerfen. Vielleicht hat das am Ende meinen Berufswunsch mit beeinflusst.

Terry Pratchett

Ausgerechnet in der Spiele-Zeitschrift Powerplay bekam ich den Lesetipp zu Terry Pratchetts Scheibenwelt. Fortan habe ich alle Bücher der Serie lachend verschlungen, habe alle Volten der deutschen Verlage betreffend Übersetzung, Cover und Auflagen mitgemacht, um am Ende doch bei den englischen Originalen zu landen. Am besten fand ich immer den notorischen Verlierer Rincewind und wie Pratchett seine Reiseerlebnisse darin verarbeitete, aber auch die Auseinandersetzung mit Wirtschaft, Presse und Eisenbahn im Spätwerk unterhielt mich gut.

Fräulein Smillas Geschmack für Schnee

Mein erster Crush. Die faszinierende Welt der grönländischen Inuit, verbunden mit einer Verschwörung in Kopenhagen und einer markanten Hauptfigur, deren individuell-subjektive Sichtweise trotz des trockenen Schreibstils den Roman prägt, haben sich so in meinen Kopf eingebrannt, dass ich mich noch heute 25 Jahre später an einige Zitate erinnern kann.

Monkey Island II

Wir wollten einen Videorekorder kaufen, aber vor unserer Nase wurde das letzte Exemplar von der Palette gekauft. Kein Scherz, so war das damals, aber als Übersprungshandlung kauften meine Eltern dann einen PC und diese Entscheidung hat mein Leben geprägt. Eines meiner ersten Games war dann Monkey Island II und fortan war ich Adventure-begeistert, auch wenn ich diese perfekte Mischung aus Witz und Rätseln nicht oft wiederfand.

Day of the Tentacle

Ich spielte alles, was von Lucas Arts und Sierra im Genre zu bekommen war. Aber nie wieder hat mich ein Adventure so gefesselt wie der Tag des Tentakels. Der genau richtige Schwierigkeitsgrad mit genau dem richtigen Humor für mich Pubertier und der innovativen Zeitebenen-Spielmechanik machen es für mich zum besten Adventure aller Zeiten.

Alien

Das Monster von HR Giger kannte ich bereits von Bildern. Aber dann sah ich den Film im Spätprogramm des ZDF und war geflasht: Das klaustrophobische SciFi-Szenario auf einem Weltraum-Frachter, das Computer-/Roboter-Motiv, das übermächtige Alien und das fantastische Finale mit Sigourney Weaver in flackernden Einstellungen - der Film hat nicht nur seine eigene Serie geprägt. Ridley Scott machte danach noch Blade Runner und war damit die 80er Ikone des Science Fiction.

Life of Brian

Ich habe im Freundeskreis den schlechten Ruf, alle Dialoge des Films mitsprechen zu können. So oft wie das Leben des Brian habe ich keinen anderen Film gesehen, und ich kann immer noch darüber lachen. Besser waren Monty Python nie, und der Einfluss des Films zeigt sich auch darin, wie oft er in anderen Werken zitiert wird.

12 Monkeys

Terry Gilliam hat ja den Löwenanteil des Budgets von Der Sinn des Lebens für seinen Vorfilm The Crimson Permanent Assurance ausgegeben. Seitdem hatten alle Produzenten Angst vor seinen ausufernden Dreharbeiten, auch wenn er mit Brazil einen Klassiker gedreht hat. Mein persönliches Highlight (nicht nur, aber auch wegen Bruce Willis) ist aber 12 Monkeys, der sich vielleicht um Zeitreisen oder auch mentale Krankheiten dreht. Über die Interpretation des Endes konnte ich jahrelang mit meinem Vater streiten, und Gilliams geliebte Weitwinkelkameras in den unmöglichsten Ecken waren nie wirksamer als in diesem Film.

Tomb Raider

Lara Croft war das Ereignis der späten 90er. Ich hatte ein Plakat von ihr an der Wand, sie trat in einem Ärzte-Song auf und schaffte es auch auf die große Leinwand (Tomb Raider - Die Wiege des Lebens war meine erste HD-DVD). Und alles fing mit einem Action-Adventure an, dessen Charakter-Polygone noch sehr grob waren (Laras “ausgeprägte Merkmale” waren aber gut erkennbar), welches jedoch eine eingängig-präzise Steuerung besaß, ein spannendes Indiana-Jones-Setting und die Action mit Hüpf- und Blockschiebe-Puzzles auflockerte. Zudem gab es über einen Patch erstmals 3Dfx-Beschleunigung - so innovativ wie in Teil 1 wurde Tomb Raider nie wieder.

Das fünfte Element

Luc Besson hat viele spannende Genre-Arbeiten abgeliefert, war aber nie besser als hier. Die Handlung ist sicherlich nichts für die Ewigkeit, aber die eigenständige, von Moebius und Mézières gestaltete Optik inklusive Kostümen von Gaultier, die fantastischen Effekte und mein guilty pleasure Bruce Willis machen den Film zu einen Augenschmaus.

VIVA II

Die Jahrtausendwende war der Höhepunkt des Musikfernsehens in Deutschland. Es gab eine handvoll TV-Sender (Konkurrenz belebt das Geschäft) und VIVA konnte bzw wollte es sich leisten, einen zweiten Kanal für alles abseits des Mainstreams zu schaffen. Fast Forward, Kamikaze oder 2Rock waren innovative Sendungen und so konnte ich auch visuell Musik neu kennenlernen. Für mich ist das immer eine starke Verbindung gewesen, man denke nur an die genialen Spike Jonze (Videos für u.a. Weezer, Beastie Boys, Björk), Michel Gondry (Björk, Foo Fighters, The White Stripes) oder an das Video Freak on a leash von Korn (Regie: Todd McFarlane). Die schöne Welt hielt nicht lange an: Erst wurden die Moderatoren eingespart, dann wurde MTV zum Monopolisten und zeigte fortan lieber billiges Reality-TV als Musikvideos.

The big Lebowski

Mein erster Coen-Film im Kino, und vielleicht auch mein Liebster. Der Dude schlafwandelt durch ein Sammelsurium an verdrehten Charakteren und will doch eigenlich nur seinen Teppich zurück. Vom Drehbuch über die Schauspieler bis hin zur Kamera (die Traumsequenz, die aus einer rollenden Bowlingkugel startet) passt hier einfach alles.

Harald Schmidt Show

Harald Schmidt ist ein anderes Guilty Pleasure. Er hat einige Angewohnheiten zum Fremdschämen, und wie er die ARD mit seiner ständig in der Qualität nachlassenden Sendung gemolken hat, ist nur auf kapitalistischer Ebene anerkennenswert. Doch gleichzeitig ist er auch ein Mensch der Kultur und Bildung, der verdammt witzig sein kann. Eine selten gewordene Mischung.

John Irving

Als Auszeichnung für mein Abitur habe ich Zirkuskind von John Irving geschenkt bekommen, womit meine Liebe zu seinen Büchern begann. Ich hatte zu dem Zeitpunkt (dank Jodie Foster) zwar bereits Hotel New Hampshire als Film gesehen, aber nun begann ich mehr und mehr von ihm zu lesen und auch die Verfilmungen anzusehen. Irgendetwas an seinem Stil zieht mich an, und da kann ich auch wohlwollend darüben hinweg sehen, dass sich die behandelten Themen doch oft wiederholen.

Gothic II

Mit der Abfindung aus der Grundausbildung bei der Bundeswehr finanzierte ich meinen ersten eigenen PC inklusive einer 700DM teuren Grafikkarte, der 3Dfx Voodoo 5500. Es sollte der Sargnagel für 3Dfx sein, das Rennen gegen NVidias Geforce Serie ging verloren, aber zwei Spiele waren Lieblinge der Grafikkarte: Ultima IX und eben Gothic II. Letzteres passte genau in meine Gothic-Kultur-Periode, In Extremo steuerten sogar einen Song bei. Seitdem spiele ich jedes Spiel von Piranha Bytes, auch (oder weil) gefühlt jedes Spiel nur ein leicht aufpolierter Aufguss des Vorgängers ist - ob sie nun Gothic, Risen oder ELEX heißen.

Grand Theft Auto

Gespiel habe ich schon GTA I in Draufsicht mit der spannenden Kamera, die beim Beschleunigen so wunderbar smooth rauszoomte. Doch erst mit dem Wechsel ins Dreidimensionale mit GTA III wurde ich ein Fan und habe seitdem alle Spiele gespielt (inklusive dem GTA auf Pferden, Red Dead Redemption). Der Humor, das Gameplay, die Radiosender und eine Menge pokulturelle Zitate und Referenzen haben mich lange an PC und später an die PS3 gefesselt.

Nightmare before Christmas

Ich. Liebe. Stop. Motion. Filme. Nicht erst seit Nightmare before Christmas, und vielleicht ist er nicht einmal der beste Film dieser Animationsart. Aber er bringt vieles zusammen, was ich mag: Die Griffigkeit der Stop-Motion, die skurilen Modelle mit ihren verqueren Proportionen, der morbide Charme eines Tim Burton und sogar noch gute Songs.

Per Anhalter durch die Galaxis

Was soll ich dazu noch sagen? 42, Deep Thought und Marvin, der depressive Roboter, sind geflügelte Worte in der IT, und die ersten drei Bücher sind eine geniale Tour der Force des englischen Humors rund um Themen der Science Fiction. Dieses Niveau der Hörspiele hat Douglas Adams nie wieder erreicht, auch wenn Dirk Gently sowohl in Buch- als auch mehrfacher Serienform unterhaltsam war. Beim Anhalter ist definitiv die BBC-TV-Serie der Verfilmung von 2005 vorzuziehen.

Die fabelhafte Welt der Amélie

Die vorherigen Filme Jeunets waren als Genrearbeiten eigentlich viel mehr mein Ding. Aber bei Amélie kam einfach vieles zusammen, das ihn zum Klassiker macht: Eine Schauspielerin zum Verlieben am Anfang ihrer Karriere, ein markanter Soundtrack, Jeunets (Kamera-)Blick für das Abseitige, sein teilweise schwarzer Humor und das damals noch innovative Colorgrading, das mit seinen warmen Tönen ein Wohlfühl-Paris erschuf.

GIGA TV

Computerspiele im Fernsehen hatten einige probiert. Aber gefühlt war GIGA TV das erste Format, das das Thema wirklich ernst nahm. Dazu kam eine Menge spannender junger Moderatoren, so dass ich den Sender abends immer im Hintergrund laufen hatte, während ich las oder zockte.

Herr der Ringe

Bereits in der Schule hatte eine Lehrerin von Lord of the Rings geschwärmt, aber erst nach dem ersten Film von Peter Jackson schnappte ich mir den Vater der modernen Fantasy (natürlich in Englisch, die Diskussion um die bessere deutsche Übersetzung schreckte mich ab) und anschließlich so ziemlich jeden Text, den Tolkien zu Mittelerde verfasst hat.

Das Geheimnis der Großen Schwerter

Und Fantasy sollte es bleiben. In der Wühlkiste einer Buchhandlung fand ich drei der vier Bücher der Serie (wie bei fast allen Tad Williams Werken traditionell als Trilogie geplant) und konnte sie fortan nicht mehr weglegen - was zeitlich ungelegen kam, da ich eigentlich für eine Klausur lernen musste. Was anfangs einige Parallelen zu Mittelerde hatte, fand recht schnell seinen eigenen Spin, nahm mich mit dem sympatisch-doofen Hauptcharakter ein und endete mit einigen tollen Plottwists.

Otherland hat mich dagegen gar nicht geflasht und Shadowmarch gingen etwas die Ideen aus, so dass ich mich lieber an seine erste Buchreihe erinnere.

Anke Gröner

Mitte der 2000er waren Blogs gerade das große Ding im Internet, aber gleichzeitig noch nicht von betriebswirtschaftlichen Interessen durchdrungen wie heute. Kannte ich bis dahin Filmkritik nur aus Zeitungen und Zeitschriften, ergaben sich nun plötzlich ungeahnte Perspektiven, da jeder seine persönlichen Perspektiven ins Netz stellen und um Leserschaft buhlen konnte.

Von Anke Gröner lernte ich, dass nicht nur die Filmrezeption, sondern auch das Schreiben darüber von der eigenen Erfahrungswelt geprägt wird und man damit durchaus offen umgehen kann. Der Filmkritiker wurde ein stärkerer Teil des Textes, was ich sehr lesenswert fand. Dass Frau Gröner als (damals) Werbetexterin ihr Handwerk natürlich perfekt verstand, hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass ich ein paar Jahre lang regelmäßig bei ihrem Blog vorbeigeschaut habe.

Ray

Ich habe nur genau eine Zeitschrift abonniert, und das ist die Filmzeitschrift ray. Sie vereint, was ich auch an Filmen generell liebe: Leinwandgroße Bilder und gute Texte.

Beetlebum

Auch Comics gab es in Blogform. Beetlebums Stil fand ich sehr ansprechend, zudem war er im selben Lebensabschnitt wie ich und übertrug das, was Anke Gröner mit der Filmkritik machte, auf seine Comics: Er selber war Inhalt seiner Kunst, und das sprach mich an. Aber wie das so ist mit Lebensabschnitten - sie gehen irgendwann vorbei. Beetlebum entwickelte sich wie jeder Künstler weiter und als er seinen Zeichenstil umstellte, war ich nicht mehr so überzeugt.

Vertigo

Ich habe es ja nicht so mit Klassikern. Citizen Kane war sicherlich innovativ zu seiner Zeit, aber heute ragt er nicht mehr aus der Masse heraus. Vertigo dagegen hat die Zeiten besser überstanden und dockt bei mir an mehreren Punkten an: Die Krimi-Handlung, meine Höhenangst, und surreale Szenen wie an den Baumringen. Hitchcock hätte mit seiner Handwerkskunst auch heute noch die Menschen in den Bann gezogen, davon bin ich überzeugt.

Caché

Ich kannte Funny Games, aber mit Caché wurde ich zum Fan von Michael Haneke. Der Film hat einfach so viele textuelle Ebenen, die sein Lieblingsthema des Zerfalls der bürgerlichen Fassade umrahmen, dass seine strengen Einstellungen passender sind als in anderen seiner Filme, die sich nicht so zentral um Video bzw Film drehen.

1Q84

Und dann steht plötzlich über dem Spielplatz ein zweiter Mond am Himmel, und mich trifft es wie einen Blitz. 1Q84 war mein erster Murakami-Moment. Und es sollten einige folgen. Ich habe ebenso seine realistischeren Bücher gelesen und Naokos Lächeln und Burning gern auf der Leinwand verfolgt, aber die fantastischen Werke Murakamis faszinieren mich am meisten.

Andrea Petkovic

Vor 10 Jahren war Social Media in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Andrea Petkovic hatte als erste mir bekannte Tennisspielerin eine eigene Webseite inklusive Blog, und als ich bei Twitter einstieg war sie schon da und ich begann, ihr zu folgen - lesend wie auf der Tennisbühne. Andrea war immer sympathisch offen und ich las gerne ihr kurzen Texte, und als sie gegen Ende ihrer Karriere immer häufiger in den Medien und als Kolumnistin auftauchte, versuchte ich auch hier alles zu verfolgen. So war das Buch nur folgerichtig und ich bin gespannt, was von ihr noch kommen wird.

Mars Rover

Irgendwann in der Jugend realisierte ich, dass die in den Büchern beschriebene Raumfahrt wohl ein unerfüllter Traum in meinem Leben bleiben wird. Umso schöner war es, dass mir die Nasa mit ihrem Mars-Rover ein Mondlandungsereignis ermöglichte: Die Teilhabe an der Marslandung von Wall-Es Bruder über den Social Media Kanal auf Twitter. Curiosity berichtete sehr detailliert von dem technischen Wunderwerk seiner Landung, machte Panoramas von der Marsoberfläche und scheint auch heute nach über zehn Jahren noch ein spannendes Leben auf unserem Nachbarplaneten zu führen.

Die letzten Glühwürmchen

Ich habe mich ob des Themas Atombombenabwurf auf Hiroshima lange nicht an diesen Film getraut - am Ende hat er sich jedoch als der Höhepunkt im Œuvre des an herausragenden Werken nicht armen Studios Ghiblis herausgestellt. Neben der gewohnten optischen Qualität finden sich in Grave of the Fireflies nicht nur die ambivalentesten Charaktere, sondern auch eine deprimierend konsequente Handlung ohne Happy Ende. Vorsicht: Nicht für Kinder geeignet.

Drive

Ich mag einprägsame Bilder. Und ich mag es, wenn sich Bild und Ton zu mehr als der Summe der Einzelteile zusammenfügen. Als die Kamera zu Beginn von Drive über das in Neonlicht gehüllte Los Angeles schwebte und dazu Nightcall erklang, bekam ich Gänsehaut. Als dann auch noch die erste Szene fast ohne Worte eine intensive Flucht vor der Polizei zeigt, wie sie auch in GTA vorkommen könnte, war ich hin und weg. Ja, der Film hat wie bei Winding Refn üblich vielleicht etwas zu viel Style over Substance, aber er ist eine Augenweide und die Schauspieler machen daraus mehr, als in seinen anderen Filmen.

Was fehlt

sind am Ende Regisseure wie Stanley Kubrick (2001), Woody Allen, David Lynch, David Fincher oder David Cronenberg. Auch hör(t)e ich viel Musik, über die ich aber einfach nicht schreiben kann. Doch alles muss ein Ende haben, also auch diese Liste.